SCHLAFFORSCHER GIBT TIPPS - NACHTS öFTER AUFGEWACHT? DAS KANN DAHINTERSTECKEN - UND SO SCHLAFEN SIE WIEDER EIN

Erholsamer Schlaf ist enorm wichtig für unsere Gesundheit. Doch manchmal wachen wir zu bestimmten Zeiten auf und könne nicht wieder einschlafen. Schlafforscher Hans-Günter Weeß erklärt, was dahinter steckt und welche Tricks helfen, erneut in einen tiefen Schlaf zu finden.

Warum wachen wir nachts zu bestimmten Zeiten auf?

Der Schlaf war während der längsten Zeit der Evolution des Menschen ein sehr gefährlicher Vorgang. Wir schliefen in der Wildnis, hinter Büschen, auf Bäumen, in Mulden oder Höhlen. Viel zu kurz ist die Zeit, in der wir in geschützten Behausungen leben und Schlaf kein gefährlicher Zustand mehr ist. Unsere „Schlaf-Gene“ sind noch steinzeitlich. Aus evolutionsbiologischer Sicht war das nächtliche Wachsein für die Spezies Mensch überlebenswichtig. Schließlich galt es, Gefahren rechtzeitig zu erkennen, um fliehen oder angreifen zu können. Nur weil wir nachts regelmäßig wach werden, sitzen Sie hier vor dem Bildschirm und können diese Zeilen lesen. Würden wir im Schlaf nicht aufwachen, wäre die Spezies Mensch längst ausgestorben. 

Je nach Alter wachen wir zwischen 10 und 25 Mal pro Nacht auf. Sie fragen sich, wie das sein kann? Schließlich haben Sie oft das Gefühl, nachts nur selten oder gar nicht wach zu werden. Unser Gehirn kann sich am nächsten Morgen nur dann an nächtliche Wachphasen erinnern, wenn diese mindestens ein bis drei Minuten gedauert haben. Erst dann wird die Information vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übertragen. Wenn wir schneller wieder einschlafen, wird das Aufwachen nicht gespeichert, wir erinnern uns am nächsten Morgen nicht mehr daran und denken, wir hätten durchgeschlafen.

Das nächtliche Aufwachen ist also etwas ganz Normales. Es gehört zu unserem Schlaf dazu. Wenn wir aber beim nächtlichen Aufwachen im Kopf „Licht anmachen“, d.h. an die großen und kleinen Sorgen des Alltags denken, das Gedankenkarussell in Gang setzen oder gar Ängste entwickeln, nicht wieder einzuschlafen, dann geraten wir in Anspannung und entwickeln eine Durchschlafstörung. Anspannung ist der Feind des Schlafes. Nur wenn wir völlig entspannt sind, uns vom Alltag lösen, nicht schlafen wollen und uns ruhig ins Kissen kuscheln, uns schöne Gedanken machen, dann kommt mit der Entspannung der Schlaf von ganz alleine schnell wieder.

Inwieweit ist die innere Uhr für das Aufwachen zu bestimmten Zeiten verantwortlich? 

Der Mensch verfügt über eine sehr präzise Schlaf-Wach-Uhr. Wir können uns sehr schnell an bestimmte Schlaf-, Wach- oder auch Aufstehzeiten gewöhnen. Viele kennen zum Beispiel das Phänomen, dass sie morgens kurz vor dem Weckerklingeln von selbst wach werden. So ist es auch möglich, dass wir uns an nächtliche Wach- und Grübelphasen gewöhnen und unsere Schlaf-Wach-Uhr uns regelmäßig zur gewohnten Zeit zum Grübeln weckt.

Wie vermeiden wir es, nachts aufzuwachen?

Nächtliches Aufwachen lässt sich nicht ganz vermeiden, aber wir können die Häufigkeit beeinflussen, indem wir uns nachts völlig entspannen und dadurch die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol verringern. Außerdem sollten wir, wenn wir einmal wach sind, nicht auf den Wecker schauen, nicht anfangen zu zählen, wie lange wir geschlafen haben, wie lange wir schon wach liegen oder wie viel Zeit uns noch zum Schlafen bleibt.  

Wer schlafen will, bleibt wach. Es gibt keine bessere Methode, wach zu bleiben, als schlafen zu wollen. Ein entspannter Umgang mit dem Schlaf ist entscheidend. Wer sich unter Druck setzt, schnell wieder einzuschlafen, erzeugt Anspannung, und Anspannung ist der Feind des Schlafes. Ebenso sollten wir es vermeiden, uns mit Alltagssorgen zu beschäftigen. Auch nächtliches Grübeln führt zu Schlafstörungen.

Deutet nächtliches Erwachen zu festen Zeiten auf mögliche Gesundheitsprobleme oder Schlafstörungen hin? 

Gelegentlich kann häufiges nächtliches Erwachen auch auf organische Erkrankungen oder andere Schlafstörungen hinweisen. So können ein niedriger Blutdruck, ein starker nächtlicher Blutzuckerabfall oder auch eine Schilddrüsenfehlfunktion nächtliche Wachphasen begünstigen.  

Auch bestimmte Medikamente wie Kortison, antriebssteigernde Antidepressiva oder Betablocker können zu Ein- und Durchschlafstörungen führen.  

Wer unter krankhaftem nächtlichem Schnarchen mit Atemaussetzern, der Schlafapnoe, leidet, hat ebenfalls viele nächtliche Weckreaktionen. Diese Weckreaktionen beenden die nächtlichen Atemaussetzer, führen aber auch zu unerholsamem Schlaf und können gelegentlich zu Durchschlafstörungen führen.  

Auch das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom) kann zu vermehrten Weckreaktionen und Durchschlafstörungen führen. Die Betroffenen klagen häufig über einen starken Bewegungsdrang in den Beinen oder auch Armen, besonders in den Abend- und Nachtstunden. Ursache für diesen Bewegungsdrang sind Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen oder Ameisenlaufen.

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