Wenn eine Operation im Krankenhaus ansteht, kann das schonmal verunsichern. Wird alles gut gehen, werde ich Folgeschäden davontragen, werde ich überhaupt wieder aufwachen? Auch wenn ein überwältigender Großteil dieser Sorgen ungerechtfertigt ist, kann es bei einer OP durchaus zu Komplikationen kommen. Allein in Deutschland sterben pro Jahr zehntausende Menschen nach Eingriffen im Krankenhaus, was jedoch nicht immer auf die Operation an sich zurückzuführen ist.
Forscher des Houston Methodist Hospital in Texas sowie anderer Gesundheitseinrichtungen in den USA haben jetzt im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, nach einer OP zu versterben, gegen Ende der Woche besonders hoch ist. Die Studie wurde jetzt auf der Website der American Medical Association Jama Network Open veröffentlicht.
Für die Studie wurden die Daten von 429.691 Operationen ausgewertet, die über einen Zeitraum von rund zwölf Jahren im kanadischen Bundesstaat Ontario durchgeführt wurde. Dabei wurden lediglich 25 Operations-Arten berücksichtigt, die routinemäßig durchgeführt werden und deshalb vergleichsweise häufig sind. Dabei wurde zudem die „Überlebensrate“ der Patienten für einen Zeitraum von 30, 90 sowie 365 Tagen betrachtet.
Das Ergebnis der Wissenschaftler: Wurde die Operation kurz vor dem Wochenende durchgeführt, war die Wahrscheinlichkeit, während des Eingriffs zu versterben, um fünf Prozent erhöht. Bei einer OP zu Beginn der Woche war jedoch kein erhöhtes Risiko festzustellen. Spannend: Diese Erkenntnis übertrug sich auf jeden der drei überprüften „Überlebenszeiträume“.
Den Wissenschaftlern zufolge liegt das daran, dass die sogenannte „Freitags-Müdigkeit“ medizinische Angestellte und Ärzte genauso betrifft wie alle anderen Berufsgruppen. Die Logik dahinter: Am Anfang der Woche ist man ausgeruhter als am Freitag, macht in der Regel also weniger Fehler. Das ist jedoch nicht der einzige Grund. Die Experten schreiben in ihrer Studie: „Faktoren auf der Systemebene, wie unterschiedliche Personalausstattung (...) und Hindernisse bei der Koordination der Pflege spielen wahrscheinlich eine Rolle.“
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Und: Früheren Studien zufolge haben die Chirurgen, die freitags eingesetzt werden, durchschnittlich drei Jahre weniger Berufserfahrung als die Chirurgenteams, die montags arbeiten. Erfahrung, die über Leben und Tod entscheiden kann.
Auffällig: Handelte es sich bei der OP um eine sogenannte Notoperation, war das Sterberisiko nicht erhöht. Den Forschern zufolge liegt das daran, dass Notoperationen aufgrund ihrer Dringlichkeit in den aller seltensten Fällen hinausgezögert oder verschoben werden. Die gesundheitliche Situation der Patienten kann sich also nicht über mehrere Tage verschlechtern, was auch den Ausgang einer Operation negativ beeinflussen könnte. Bei „normalen“ Operationen sein ein Aufschub durchaus möglich.
Grundsätzlich sind jedoch alle Chirurgen hervorragend ausgebildete Fachkräfte, die ein langes und intensives Studium absolvieren. Die Chance, bei einer Operation zu versterben, ist verschwindend gering. Den Forschern zufolge sollten ihre Erkenntnisse ihrer Studie dazu verwendet werden, die Arbeitsbedingungen für das entsprechende medizinische Fachpersonal weiter zu verbessern – damit die Patienten die bestmögliche Behandlung erhalten. Egal, an welchem Tag die Operation stattfindet.
2025-03-16T15:26:14Z