DENGUE FIEBER & MALARIA IN INDONESIEN

In dem heutigen Artikel geht es um Dengue Fieber und Malaria in Indonesien. Dafür habe ich ein längeres Interview mit Dr. Thomas Ly geführt. Er ist Infektiologe und Tropenmediziner und beruflich sehr oft in Indonesien unterwegs.

Dengue Fieber und Malaria in Indonesien: Wann sind Dengue- und Malariamücken aktiv auf Opfersuche?

DR THOMAY LY: Egal ob es sich um Dengue, Malaria, Chikungunya, oder eine der vielen anderen, durch Mücken in Indonesien übertragbaren Erkrankungen handelt, man sollte IMMER auf einen guten Schutz vor Mücken achten. Mücken achten weder auf Jahreszeiten, noch haben Mücken Uhren oder können Schilder lesen. Für die Produktion neuer Mückengenerationen benötigen die weiblichen Mücken Eiweiß, welches sie sich in Form von Blut besorgen. Dabei halten sie sich nur an ganz wenige Regeln. Zwei davon sind:
  • Sie fliegen ungerne bei Wind / Zugluft
  • Sie wollen nicht, dass ihr Körper von intensiver Sonnenstrahlung ausgetrocknet wird
Am aktivsten sind sie daher in den Dämmerungszeiten und bei Windstille. Während die Malariamücke zielstrebig vornehmlich in der Dämmerung und in der Nacht ihr Opfer sucht, so ist die Denguemücke viel aktiver und hockt manchmal nur für Sekunden stechend auf ihrem Opfer und fliegt dann sofort zum nächsten Opfer. Die Denguemücke ist meist dann unterwegs, wenn Licht zugegen ist, also sowohl tagsüber, wie auch in einer hellen Mondnacht. Je mehr Wasser in einer Region, desto mehr Mücken werden anzutreffen sein. Daher sind auch die Wochen vor dem Beginn der Regenzeiten stets die mückenärmsten (meist im August und September). Während die Denguemücke sich schon mit kleinsten Pfützen oder Wasseransammlungen in Plastikabfall zufrieden gibt, ist die Malariamücke da etwas anspruchsvoller. Viel brauchen aber auch sie nicht. Es gilt also überflüssige Wasserlöcher (Blumenkübel oder Plastikmüll) zu reduzieren, wenn man keine stechenden Nachbarn möchte.

Dengue Fieber und Malaria in Indonesien: Was können Reisende machen, um sich vor Dengue zu schützen? 

DR THOMAY LY: Reisende sollten immer auf eine unauffällige, hautbedeckende und lockere Kleidung achten, möglichst keine Duftstoffe verwenden (wie z.B. Parfum oder parfümiertes Duschgel) und keine "Fahne" haben, denn diese Düfte und die Atmung lockt stechfreudige Mückinnen an. Daneben sind kleine Pumpflaschen mit einem Repellent (einem mückenabweisendem Mittel zum Auftragen auf die Haut) sehr zu empfehlen. Diese Repellents, vorzugsweise mit mindestens 20% des Inhaltsstoffs DEET,  kann man in Indonesien überall kaufen und sie sind dort deutlich günstiger als hier bei uns in Europa. Wenn man Unterkünfte neu bezieht, dann rate ich zudem, das Zimmer immer erst einmal gründlich mit einem entsprechenden Mückenspray auszusprühen – besonders in, unter und hinter Schränken, unter dem Bett, unter und hinter Tischen, Stühlen und Kommoden und besonders auch hinter der Toilette. Frage deine Unterkunft einfach nach einem großen Mückenspray.
Der richtige Mückenschutz für Indonesien

Dengue Fieber und Malaria in Indonesien: Was halten Sie von Malaria-Phrophylaxe? 

DR THOMAS LY: Personen mit Vorerkrankungen und älteren Personen würde ich je nach Jahreszeit und Reiseregion ggf. zu einer medikamentösen Malariaprophylaxe raten. Damit meine ich die regelmäßige Einnahme eines für die Region und die Reise passenden Medikamentes, um den Ausbruch der Malariaerkrankung im Falle einer Infektion um bis zu 90% zu verhindern. Kein heutiges Medikament kann einen 100% Schutz bieten und auch unter der Einnahme solcher Medikamente sollte man stets weiter auch die allgemeinen Schutzmaßnahmen wie Kleidung und Repellents berücksichtigen. Die oft angeführte "Stand by Therapie", also das Mitnehmen eines (teuren) Malariamedikament, um das im Fall einer Malariainfektion einzunehmen, erachte ich als Unsinn. Zum Einen kostet es sehr viel Geld, zum Anderen wird das Medikament oft bei Nichtgebrauch in Asien an liebgewonnene Bekannte abgegeben, die damit weder umzugehen wüssten und die es oftmals unsinnig und unter Lebensgefahr benutzen. Während meiner Zeit auf Flores habe ich wiederholt Kinder sterben sehen müssen, nur weil die Eltern ihrem kranken Kind das "gute Medikament aus Deutschland" verabreicht hatten (das waren sowohl Malariamedikamente, wie auch einfache Mittel gegen Durchfall).
NIEMALS verschreibungspflichtige Medikamente an andere Personen weitergeben oder verschenken. Wenn man Medikamente zurücklassen möchte, dann bitte in einem staatlichen Krankenhaus (Rumah Sakit Umum), oder einer staatlichen Erste-Hilfe-Station (Puskesmas) abgeben.
Aber zurück zum Thema, warum eine "Stand by Therapie" sinnlos ist: Jede Form der Malaria wird individuell mit Medikamenten behandelt. Es besteht also die Gefahr, dass das mitgenommene "Stand by Medikament" gar nicht das richtige Mittel ist und damit würde man wertvolle Zeit bis zur effektiven Behandlung verlieren und die Krankheit somit verlängern. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl von Malaria-Verdachtsfällen eine ganz andere Ursachen hat, gegen welche die Malaria-Medikamente überhaupt nichts bringen und uns womöglich in falscher Sicherheit wiegen.

Dengue Fieber und Malaria in Indonesien: Welche Symptome weisen Malaria auf?

DR THOMAS LY: Einige Symptome sind beispielsweise
  • anhaltende Abgeschlagenheit
  • unterschwelliger Nacken- und Kopfschmerzen
  • stetiges Bauchgrummeln
  • sehr weiche Stuhlgänge
  • wiederkehrende Fieberschübe

Dengue Fieber und Malaria in Indonesien: Was tun wenn dann doch Malaria ausbrechen sollte?

DR THOMAS LY: Hier gilt es erstmal Ruhe bewahren! Malaria ist eine Erkrankung durch Parasiten, gegen die es gut wirksame Medikamente gibt. Auch die vielen "Schreckensmeldungen über auftretende "Resistenzen gegen bestimmte Medikamente" sollte man nicht beachten. Hierbei handelt es sich meiner Erfahrung nach um Falschmeldungen mit dem Ziel, neuere und teurere Medikamente auf den Markt bringen oder etablieren zu wollen. In den zwei Jahren in denen ich in Ost-Indonesien arbeitete und forschte, habe ich nicht einen Fall einer Resistenz gehabt. Auch in der nachfolgenden Zeit in Singapur habe ich nie einen wirklichen Resistenzfall erlebt. Ich musste in Indonesien lediglich darauf achten, dass in den Medikamenten auch der notwendige Wirkstoff in der angegebenen Menge vorhanden war. Wer also erste Symptome einer Malariainfektion wahrnimmt, geht am besten ins nächstgelegene Krankenhaus und bittet um eine Malariauntersuchung. Das tut nicht weh und kostet kaum etwas. Dabei wird mit einem Pieks ein dicker Tropfen Blut aus der Fingerkuppe auf ein kleines Glas aufgetragen – das wird nachfolgend eingefärbt, getrocknet und dann unter dem Mikroskop betrachtet. 20 Minuten später hast du dann eine positive oder negative Diagnose. Im Fall einer Malariainfektion haben die Krankenhäuser und die Apotheken vor Ort meist die passenden Medikamente für die jeweils richtige Therapie. Das ganze kostet oft zusammen weniger, als die Summe, welche viele Reisekrankenversicherungen als "Selbstbeteiligung" angeben. Frühzeitig diagnostizierte Malariainfektionen haben während der Behandlungszeit von einer Woche oft nicht mal großen Einfluss auf die Urlaubsreise. Lediglich körperliche Anstrengungen und Tauchen, sowie beliebte „Bintang-Abende“ müssen erst mal ausfallen. Sollte es sich um ein fortgeschrittenes Stadium der Malaria handeln, wird man im Krankenhaus die entsprechenden Medikamente intravenös, also als Infusion verabreicht bekommen und ist dann oft schon nach zwei Tagen wieder fit und nach einer Woche ist es meist durchgestanden.
Man sollte nicht vergessen, dass sowohl die Ärzte in Indonesien, wie auch das Laborpersonal in Indonesien weitaus erfahrener im Umgang mit Malaria sind, als alle Spezialisten hier bei uns in Deutschland.

Dengue Fieber und Malaria in Indonesien: Und was tun wenn man plötzlich Dengue Fieber haben sollte?

DR THOMAS LY: Auch hier heißt es erstmal "Ruhe bewahren", denn in weit über 90% der Fälle bemerkt man Dengue nicht einmal. Eine Infektion mit Dengue ist in den aller seltensten Fällen ein Fall für den Arzt. Ich verstehe auch gar nicht, warum seit einiger Zeit so ein Wirbel um diese Krankheit gemacht wird. Dengue ist eine Krankheit, die sich selbst limitiert, d.h. sie bringt sich selbst um. Zudem brechen Erkrankungen wie Dengue oder auch Malaria meist erst 1 bis 2 Wochen nach dem Mückenstich aus, also wenn man oft schon wieder zu Hause ist. Dann jedoch bitte auf keinen Fall vergessen, den Arzt auf die Reise hinzuweisen. Leider halten sich "falsche Informationen" in unserer Zeit zu lange in den Köpfen der Menschen und die Medizin tut sich schwer damit Fehler der Vergangenheit klar zu stellen. Viele haben Angst vor dem missverständlich bezeichneten "haemorrhagischen Fieber", also unstillbaren Blutungen durch Dengue – angeblich besonders wenn man zum zweiten Mal mit Dengue infiziert wird. Aber das ist absoluter Humbug! Bei einem "Dengue haemorrhagischen Fieber" kommt es lediglich zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Gefäße für Wasser, was dann ins Gewebe abgegeben wird. Bei diesen Patienten bildet sich dann oft ein "Wasserbauch". In derartigen Fällen wird dem Patienten dann Flüssigkeit als Infusion zugefügt und nach wenigen Tagen ist alles wieder in Ordnung. An Dengue (wie auch an Malaria) und dem begleitenden Fieber sterben in den Endemiegebieten (den Regionen, in denen die Krankheit üblich ist) vornehmlich Säuglinge und Kleinkinder, sowie alte Menschen und Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Dies ist darin begründet, da diese Personen sehr schnell dehydrieren (austrocknen), was z.B. bei einem Säugling in wenigen Stunden zum Tode führen kann. Als Schlussfolgerung daher meine Empfehlung:
  • ausreichend viel trinken
  • auf einen ausgeglichenen Salz- und Zuckerhaushalt achten
  • auf schwere Speisen (fettreiche Mahlzeiten) verzichten
  • auf leichte, gemüse- und obsthaltige Gerichte zurückgreifen
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Über den Interview-Partner Dr. Thomas Ly Nach meiner Ausbildung bei Militär ging ich für die medizinische Weiterbildung in den Südostasiatischen Raum, wo ich u.a. 2 Jahre im östlichen Indonesien auf der Insel Flores lebte, forschte und arbeitete. Dort waren meine Patienten jedoch vornehmlich sehr jung und hatten Grunderkrankungen wie Polio, Lepra oder Tuberkulose. Eine kurze Unterbrechung meiner Asienzeit machte ich als Protokollarzt auf der Weltausstellung EXPO2000 in Deutschland, wo meine „Patienten“ plötzlich nur noch aus VIP’s wie Könige, Staatspräsidenten und Regierungschefs, bestanden. Ich bin anschließend aber sofort wieder zurück an die Basis nach Singapore und Malaysia gegangen, ehe ich für einige Jahre dann wieder in Europa für eine Raumfahrtagentur arbeitete. Seit 2010 agiere ich unabhängig mit einem eigenen Team auf dem Gebiet der medizinischen Behandlungsqualität und Patientensicherheit. Das bringt mich rund um die Welt und ich genieße diesen stetigen Kultur- und Wissensaustausch. Die vielen Stunden in Flugzeugen haben nun dazu geführt, dass ich mit einem Kollegen ein Kompendium aller menschlichen Infektionskrankheiten geschrieben habe, welches als deutsche Ausgabe im Dezember 2014 unter dem Titel „Der Kleine Infektiologe“ erscheinen wird." [caption id="attachment_4594" align="alignnone" width="707"] Hausbesuch auf Seraya Kecil 1999[/caption]

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