Scharfes Essen wird regelmäßig für seine positiven Wirkungen gepriesen. Feurige Chilis sollen den Kreislauf ankurbeln und Glückshormone ausschütten. Demgegenüber stehen Kritiker:innen, die vor zu viel Schärfe warnen. Was stimmt nun?
Viele Menschen lieben scharfes Essen, andere können es nicht ausstehen. Und auch die Toleranz für Schärfe geht weit auseinander. Während für die einen mittelscharfer Senf schon Tränen in die Augen treibt, sind für die anderen Gerichte normal, in denen mehrere Chilischoten verarbeitet werden.
Ob Ingwer, verschiedene Chili-Sorten oder Wasabi: Immer wieder hört man, dass scharfes Essen gesund sein soll. Doch stimmt das? Wir sehen uns genauer an, was Schärfe eigentlich ausmacht und woher die positiven Wirkungen kommen können – wie auch die Gefahren.
Wenn wir eine Speise als scharf wahrnehmen, hat das eigentlich nichts mit Geschmack zu tun. Das Gefühl ist eine Reaktion unserer Wärme- und Schmerzrezeptoren im Mund. Verantwortlich dafür sind unterschiedliche Stoffe:
Der Schärfegrad von Chilis und Chiliprodukten kann gemessen werden und trägt die Einheit Scoville (SHU). Anhand des Capsaicingehalts wird der Schärfegrad objektiv gemessen: 1 Milligramm Capsaicin pro Kilogramm entspricht beispielsweise 16,1 SHU.
Damit du dir unter der Scoville-Skala etwas vorstellen kannst, findest du hier einige Beispiele:
Es ist erwiesen, dass Capsaicin als Scharfmacher in Chilis einige gesundheitsfördernde Eigenschaften mit sich bringt. Folgende Wirkungen werden dem Stoff in scharfem Essen nachgesagt:
Laut BZfE hat scharfes Essen jedoch folgende wünschenswerte Wirkungen:
Insgesamt gibt es also zahlreiche gute Gründe, warum du scharf essen solltest, wenn du das möchtest.
In Bezug auf die Lebenserwartung gibt es zwar Studien, die Hinweise liefern, dass scharfes Essen das Sterberisiko senkt (zum Beispiel führten M. Chopan und B. Littenberg 2017 die Studie „The Association of Hot Red Chili Pepper Consumption and Mortality“ durch) – eindeutige wissenschaftliche Belege konnten die Studien jedoch nicht liefern.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bewertet scharfes bis sehr scharfes Essen, wie es zum Beispiel im asiatischen Raum viel zubereitet wird, als nicht akut gesundheitsschädlich.
Das BfR orientiert sich dabei an einer Obergrenze von 5 Milligramm Capsaicin pro kg Körpergewicht, die in einer Speise noch unproblematisch sind. Bei einem Erwachsenen mit 70 Kilo Körpergewicht entspräche dies 350 Milligramm Capsaicin.
Ab einer gewissen Konzentration an Capsaicin sieht das BfR scharfes Essen jedoch kritisch. Wenn man es isst, kann dies unter Umständen negative Auswirkungen haben. So sollten Personen mit empfindlichem Magen besser auf Schärfe im Essen verzichten, da diese Magen- und Darmschleimhäute reizt. Auch wer unter Sodbrennen leidet, sollte beim Würzen mit Chilis vorsichtig sein.
Wer scharfes Essen nicht gewohnt ist, kann schnell an gesundheitlichen Beschwerden leiden, wie zum Beispiel:
Ab welcher Dosis diese Beschwerden auftreten können, unterscheidet sich individuell. Bekommst du Angst um dein Wohlbefinden, hole dir lieber ärztlichen Rat ein!
Besondere Vorsicht ist bei Kindern geboten! Kleine Kinder reagieren sehr viel sensibler auf Schärfe. Chilisaucen solltest du deshalb immer entsprechend sicher aufbewahren.
International sind einige ernsthafte Vergiftungsfälle bei Kindern durch Chilierzeugnisse bekannt. Das BfR berichtet beispielsweise von einem Fall, in dem ein 10 Monate alter Junge das Bewusstsein verlor und an Atembeschwerden litt, nachdem er unbeabsichtigt Chilisauce zu sich genommen hatte. Menge und Dosierung der Chilisauce sind nicht bekannt. Das BfR bezieht sich dabei auf eine Meldung in einer britischen Zeitung.
Ungesunde Diäten, Ernährungstrends und sogar Mutproben gibt es zuhauf. Vor einigen Jahren forderten Nutzer:innen auf den sozialen Medien zum Beispiel andere dazu auf, einen Esslöffel Zimtpulver ohne Flüssigkeit zu schlucken. Doch das kann lebensgefährlich sein. Immer wieder müssen „Teilnehmer:innen“ deshalb notfallmedizinisch behandelt werden.
Und auch mit scharfem Essen treiben es manche Menschen schon seit langem für Aufmerksamkeit oder Preise auf die Spitze. Schärfe-Challenges, bei denen Teilnehmer:innen sich Stufe für Stufe zu höheren Schärfegraden „hochessen“ müssen, gibt es schon sehr lange.
Vermutlich noch gefährlicher sind Trends wie die Hot-Chip-Challenge auf Tiktok: Dabei wird ein absurd scharfer Tortilla-Chip einer bestimmten Marke verzehrt und die Reaktionen aufgenommen und gepostet. Doch Spaß macht das Ganze nicht: Dadurch kommt es zu Atemnot und mitunter sogar zu Krankenhausaufenthalten.
Ein Reporter von STRG_F hat die Challenge unter medizinischer Begleitung ausprobiert und die Ergebnisse sprechen für sich:
Wer scharfes Essen in Maßen genießt, hat generell nichts zu befürchten und kann von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren. Trotzdem kann Schärfe unangenehme – und bei übertriebenem Konsum sogar lebensbedrohliche – Folgen haben. Um diese zu vermeiden, solltest du folgende Tipps beachten:
Weiterlesen auf Utopia.de:
English version available: Is Spicy Food Good For You? Health Benefits and the Right Amount
Überarbeitet von Denise Schmucker
2023-12-15T08:45:06Z dg43tfdfdgfd