BAUCHSPEICHELDRüSENKREBS: RISIKO ABSCHäTZEN PER GEN-ANALYSE

  • Immer noch werden viele Tumore im Pankreas zu spät entdeckt.
  • Doch die Wissenschaft entwickelt sich rasant. „Es gibt heute viele Möglichkeiten, die wir vor zehn Jahren noch nicht hatten“, bestätigt Dr. med. Norbert Hennes vom Helios St. Johannes-Krankenhaus in Duisburg-Hamborn.
  • Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind keine Vorsorgeuntersuchungen möglich.
  • Aber vielleicht können sich schon bald all jene, in deren Familiengeschichte wiederholt Pankreastumore diagnostiziert wurden, testen lassen und so ihr persönliches Risiko erfahren.

Krebs ist ein Arschloch. Das kann wohl jeder bestätigen, der selbst einmal betroffen war oder einen Angehörigen in Zeiten der Krankheit begleitet hat. Besonders tückisch ist der Krebs der Bauchspeicheldrüse. Denn immer noch werden viele Tumore im Pankreas zu spät entdeckt.

Im Volksmund hält sich die Überzeugung, dass Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht mehr lange zu leben haben, deswegen hartnäckig. „Doch es ist längst nicht mehr zwangsläufig so, dass Patienten mit einem Pankreastumor innerhalb weniger Monate sterben“, erklärt Dr. med. Barbara Strey.

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Erst kürzlich, so weiß die Chefärztin der Gastroenterologie am Helios St. Johannes-Krankenhaus in Duisburg-Hamborn zu berichten, habe sie bei einem Patienten eine Kontrolle durchgeführt. „Er hat seine Diagnose bereits 2021 bekommen. Das sind dann jetzt schon drei Jahre mit Pankreaskrebs – trotz Metastasen.“

Zugegeben, solche Geschichten sind bisher eher die Ausnahme. Doch die Wissenschaft entwickelt sich rasant. „Es gibt heute viele Möglichkeiten, die wir vor zehn Jahren noch nicht hatten“, bestätigt Dr. med. Norbert Hennes.

Der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Johannes verweist unter anderem auf technisch präzisere und schonendere OPs mit dem Operationsroboter DaVinci: „Wo wir früher einen kompletten Leibschnitt machen mussten, können wir heute endoskopisch operieren.“ Für die Patienten bedeutet das: Sie kommen nach der OP schneller wieder zu Kräften.

Chemotherapien: Immer besser verträglich und hochwirksam

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Auch Chemotherapien würden immer besser vertragen und seien gleichzeitig hochwirksam. Inzwischen könne man größere Tumore oft so verkleinern, dass Operationen erst möglich werden. Eine operative Entfernung des Tumors ist wichtig. Denn: Noch ist das die einzige Heilungsmöglichkeit bei Pankreaskrebs.

Auch deswegen hoffen Hennes und Strey auf immer mehr auf Erkenntnisse aus Genetik und Immunforschung. „Was da in den kommenden Jahren passieren wird, ist sensationell“, meinen die beiden Duisburger Mediziner. Noch sei es ein langer Weg. Aber die Wissenschaft tue „alles dafür“, Erkrankten besser zu helfen. So würden zum Beispiel neue Medikamente entwickelt, die an einer molekularen Veränderung ansetzen sollen, welche für das Tumorwachstum verantwortlich sind bzw. dieses hemmen können.

Gen-Analyse zur Risikoabschätzung

Noch sind bei Bauchspeicheldrüsenkrebs keine Vorsorgeuntersuchungen möglich. Doch auch in puncto Risikoabschätzung, zumindest im Falle des erblichen Pankreaskrebses, könnte sich in den kommenden Jahren etwas tun. „Mittels Gen-Analyse kann man schon jetzt sehr viel herausfinden“, erklärt Barbara Strey. Vielleicht können sich also schon bald all jene, in deren Familiengeschichte wiederholt Pankreastumore diagnostiziert wurden, testen lassen und so ihr persönliches Risiko erfahren.

Theoretisch sei dann sogar vorsorglich die komplette Entfernung der Bauchspeicheldrüse denkbar – ähnlich wie bei Patientinnen, die sich die Brüste entfernen lassen, weil sie ein genetisch besonders hohes Risiko für Brustkrebs in sich tragen. Allerdings: „Nur in zwei bis drei Prozent der Fälle tritt Pankreaskrebs als Folge einer genetischen Veränderung in der Familie auf. Die meisten bösartigen Tumore in der Bauchspeicheldrüse entwickeln sich spontan“, sagt Streyl.

Je früher Karzinom entdeckt wird, umso besser die Heilungschancen

Hoffnung im Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs macht ihr deswegen auch, dass es immer mehr wachsame Hausärzte gebe, die Patienten mit unklaren Beschwerden zur weiteren Abklärung ins CT (Computertomographie) schicken. Denn: Je früher ein Karzinom entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen. „Der Zeitpunkt, zu dem die Patienten zu uns kommen, ist ungeheuer wichtig“, erklärt auch Norbert Hennes.

Sein Appell an jeden Einzelnen lautet deshalb auch, ebenfalls wachsam zu sein. „Jeder hat mal Bauch- oder Rückenschmerzen, aber wenn sie länger andauern, sollte man das abklären lassen. Dafür müssen wir ein Bewusstsein schaffen“, so Hennes. Denn von einem ist der Mediziner überzeugt: „Am besten wäre es, wenn der Chirurg arbeitslos würde.“

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