CANNABIS: WIE HAT SICH DER THC-GEHALT ENTWICKELT UND WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DAS?

Seit Ostermontag dürfen Erwachsene unter Auflagen Cannabis besitzen und konsumieren. Doch bereits seit 2017 haben Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Cannabis. Dabei soll es besonders bei einigen Krankheiten Linderung versprechen.  Ein Überblick über medizinische und gesundheitliche Aspekte des Cannabis-Konsums:

Eine Hanfpflanze enthält mehrere hundert chemische Verbindungen, darunter neben den sogenannten Cannabinoiden auch Substanzen anderer Stoffgruppen wie Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole oder Fettsäuren. Die beiden wichtigsten Inhaltsstoffe von Cannabis sind Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Ihnen wird unter anderem eine schmerzlindernde, entzündungshemmende, appetitanregende, entspannende bis euphorisierende und krampflösende – dem THC vor allem die berauschende – Wirkung zugeschrieben.

Untersuchungen zufolge ist der THC-Wert in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Laut Angaben von Statista war in den Blüten der Cannabispflanze in Deutschland im Jahr 2008 ein THC-Gehalt von durchschnittlich etwa zehn Prozent normal. Jahre später, im Jahr 2021 war der Wert schon bei circa 14 Prozent. Bei Cannabisharz, auch Haschisch genannt, verdreifachte sich der mittlere THC-Gehalt in etwa. Experten zufolge könnte damit auch eine Zunahme der Gesundheitsgefahren verbunden sein. Im Gegenzug ist Studien zufolge in vielen hochgezüchteten Cannabissorten der Gehalt an Cannabidiol, dem eine entspannende bis angstlösende Wirkung nachgesagt wird, gesunken. Dieses Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD sehen Experten als erhöhtes Risiko für Cannabis-Psychosen.

Legalisierungskritiker verweisen auf die Gefahr von Schäden an Gesundheit und Psyche gerade für jüngere Menschen. Die Reifung des zentralen Nervensystems und des Gehirns sei erst mit Mitte 20 abgeschlossen. Je früher, häufiger und intensiver Cannabis konsumiert werde, desto größer sei beispielsweise das Risiko gerade für vorbelastete Menschen, an einer Psychose und Schizophrenie zu erkranken. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) entwickeln rund zehn Prozent der regelmäßigen Cannabis-Konsumenten eine psychische Störung.

Die pharmakologische Wirkung ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Ein Großteil der Cannabiswirkungen wird zwei körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren - CB1 und CB2 zugeschrieben. Dem Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig zufolge wirken sich Cannabinoide besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns. Diese Hirnregion verleiht Menschen die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. „Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren“, sagt Korte.

Cannabis setzt vor allem am limbischen System an, das mit dem Kurzzeitgedächtnis, bestimmten Gefühlsqualitäten und der Konzentrationsfähigkeit verknüpft ist. Pathologische Veränderungen im Gehirn bilden sich auch nach Absetzen des Marihuanawirkstoffes nicht immer zurück. Langfristig wird bei Kiffern das Kurzzeitgedächtnis getrübt, das Denkvermögen beeinträchtigt, das Leseverständnis und die Fähigkeit, mathematische Probleme zu lösen, gestört.

Dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) zufolge wurde 2021 bei insgesamt 108.313 gesetzlich Versicherten zwischen zehn und 54 Jahren eine psychische Störung oder Verhaltensstörung durch Cannabinoide dokumentiert. Das ZI geht aber von einer Dunkelziffer aus.

Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigten jüngst, dass in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen die Diagnosen wegen eines akuten Rausches, einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen oder psychischer Probleme aufgrund von Cannabinoiden zwischen 2012 und 2022 um das Anderthalbfache anstiegen.

Neben dem kurzfristig berauschenden Gefühl kann es zu Angst, Panikgefühlen, Filmrissen, Herzrasen oder Übelkeit kommen. Cannabis verringert die Aufmerksamkeit und schränkt die Psychomotorik ein, also die durch psychische Vorgänge beeinflussten Bewegungen wie Gehen und Sprechen. Jugendliche, die Cannabis nehmen, haben Untersuchungen zufolge häufiger Schulprobleme und brechen ihre Ausbildung öfter ab. Daneben wird chronischer Cannabis-Konsum mit einem erhöhten Risiko für körperliche Leiden wie beispielsweise Atemwegserkrankungen und Hodenkrebs in Verbindung gebracht.

Der Deutsche Hanfverband, aber auch BKA und Zollkriminalamt warnen vor mit synthetischen Cannabinoiden versetzten Cannabisprodukten. Diese werden auf CBD-Hanf oder minderwertige Cannabisblüten aufgetragen und wirken oft stärker als das in Cannabis enthaltene psychoaktive THC. Dadurch steige das Abhängigkeitspotenzial und die Gefahr einer Überdosierung. Zudem wird Gras mitunter mit allem Möglichen wie Sand, Haarspray, Talkum, Gewürzen, Glas oder Blei gestreckt.

Medizinisches Cannabis ist hierzulande seit ungefähr sieben Jahren erlaubt und darf von Ärzten verschrieben werden, etwa zur Schmerzlinderung bei Schwerkranken. Die Krankenkassen übernehmen Kosten für Therapien in den meisten Fällen. Apotheken können über das Portal www.cannabisagentur.de medizinisches Cannabis in pharmazeutischer Arzneimittelqualität zur Versorgung von Patienten vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beziehen.

Welche Patienten dabei genau auf Rezept Cannabis erhalten, ist nicht im Detail geregelt. Laut der Krankenkasse Barmer gibt es Listen, auf denen bestimmte Krankheiten verzeichnet sind. Doch den Anaben zufolge bieten sie allerdings „nur einen Anhaltspunkt“. Am häufigsten wurde laut einer Datenerhebung demnach folgendes mit Cannabis behandelt. 

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