DIESE KöRPERTYPEN HABEN EIN ERHöHTES DARMKREBS-RISIKO

Darmkrebs steht an dritter Stelle der häufigsten Krebserkrankungen in Österreich und wird vermehrt auch bei jüngeren Personen diagnostiziert. Sowohl unveränderliche als auch veränderliche Faktoren, insbesondere der Lebensstil, tragen zur Entwicklung dieser Krankheit bei, wobei auch der Körperbau eine Rolle zu spielen scheint.

Darum geht's:

  • Darmkrebsrisiko steigt bei bestimmten Körpertypen
  • "Apfeltyp" und große Menschen besonders gefährdet
  • Ernährung und Aktivität als beeinflussbare Risikofaktoren

Groß, klein, muskulös oder weniger muskulös, breite Schultern, schmale Taille, die Tendenz, an gewissen Stellen Gewicht zuzulegen: Die Körperstrukturen der Menschen weisen viele Unterschiede auf. Das Erscheinungsbild wird stark von der genetischen Veranlagung beeinflusst, einschließlich der Möglichkeit, es durch Diät und Training anzupassen. Körperbau wird in verschiedenen Bereichen des Lebens berücksichtigt, beispielsweise im Sport oder in der Mode, aber auch in der medizinischen Forschung. Forscher haben nun Belege dafür gefunden, dass zwei bestimmte Körperbautypen ein höheres Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs aufweisen.

Der Apfeltyp

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2022 deutete darauf hin, dass die Körperstatur einer Person für das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, relevant sein könnte. In dieser Studie analysierten Wissenschaftler aus Regensburg Daten von 340.152 Männern und Frauen aus neun Ländern Europas. Die Teilnehmenden waren im Alter von 35 bis 65 Jahren. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass Personen, die groß und mit zentraler Adipositas* behaftet sind, einem gesteigerten Darmkrebsrisiko ausgesetzt waren.

* Eine zentrale Adipositas, auch viszerale Adipositas, ist das, was man umgangssprachlich „Apfeltyp“ nennt. Die Fettverteilung konzentriert sich v. a. auf die Körpermitte. Dieser Adipositas-Typ wird auch als androide Adipositas bezeichnet.

Eine neue Studie

Die neue Studie eines internationalen Teams von Forschern aus Frankreich, Spanien und Deutschland bringt zusätzliche Einsichten bezüglich einer potenziellen Beziehung zwischen Körperform und Darmkrebs ans Licht. Sie nutzten Daten aus der U.K. Biobank und untersuchten die Informationen von 329.828 Personen verschiedenster Abstammung. Die ausgewählten Teilnehmer der Biobank waren europäischer, afrikanischer, asiatischer und speziell chinesischer Herkunft. Damit beabsichtigten die Forscher zu überprüfen, ob eine mögliche Korrelation nicht ausschließlich auf europäische Individuen beschränkt ist, sondern auch für Menschen anderer Herkünfte Bedeutung tragen könnte.

Die verschiedenen Körpertypen

In der ersten Phase klassifizierten die Wissenschaftler anhand bestimmter Charakteristika vier verschiedene Körperbauten, die gleichzeitig Untertypen von Fettleibigkeit darstellten, und wiesen den Teilnehmern diese zu. Die Charakteristika umfassten:

  • BMI
  • Körpergröße
  • Gewicht
  • Verhältnis von Taille zur Hüfte
  • Taillenumfang
  • Hüftform

Die Vier Körpertypen

  • allgemein fettleibig
  • groß (Körpergröße) und stärker verteilte Fettmasse
  • groß (Körpergröße) und vom Typ zentrale Adipositas
  • klein (Körpergröße), hohes Gewicht und BMI, aber geringerer Hüft- und Taillenumfang

Diese Körpertypen haben ein erhöhtes Risiko

In der Tat zeigte die Auswertung der physischen Charakteristika und der Gesundheitsinformationen, ähnlich wie die Untersuchung von 2022, Anzeichen dafür, dass bestimmte Körperbautypen möglicherweise eine Rolle im Risiko für Darmkrebs einnehmen. Zwei der vier festgelegten Körperbautypen wiesen ein gesteigertes Risiko für die Krebsart auf:

  • allgemeine Fettleibigkeit
  • große, zentral fettleibige Körperform (große Menschen, deren Körperfett sich v. a. auf die Körpermitte konzentriert)

Menschen, die in die Körperform-Kategorie „allgemein fettleibig“ fielen, hatten ein um zehn Prozent erhöhtes Risiko für Darmkrebs, während dieses für Personen aus der Gruppe „groß und zentral adipös“ um zwölf Prozent erhöht war. Für große Frauen, deren Körperfett sich am Bauch zentriert, ergab sich sogar ein um 18 Prozent erhöhtes Darmkrebsrisiko.

Wie sich das unterschiedliche Risiko erklären lässt

Die aktuellen Studienergebnisse bringen zwei weitere bedeutsame Einsichten mit sich. Erstens bestätigt die Verbindung zwischen der „Apfelform“ des Körpers und Darmkrebs erneut das Risiko durch übermäßiges viszerales Fett. Dies ist ein Körpermerkmal, das durch geeignete Ernährung und genügend körperliche Aktivität beeinflusst werden kann. Somit ist es ein veränderbarer Risikofaktor für Darmkrebs.

Bezüglich der Körpergröße sieht es anders aus. Dass sie mit Krebserkrankungen in Verbindung stehen könnte, ist vermutlich ebenfalls überraschend. Eine zusätzliche Untersuchung des internationalen Forschungsteams, die 460.198 Daten aus der U.K. Biobank nutzte, lieferte eine mögliche Begründung: die Genetik. Dabei wurden bei den beiden Körpertypen mit erhöhtem Risiko 3414 genetische Varianten identifiziert, die anscheinend bei einem gesteigerten Risiko für Darmkrebs eine wichtige Rolle spielen.

Bei großen Personen könnte ein Grund dafür sein, dass sie insgesamt mehr Körperzellen besitzen als kleinere Individuen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Krebszellen entstehen, grundsätzlich höher. Was bedeutet dies nun für große Personen? Es bedeutet, dass sie und ihre behandelnden Ärzte sich bewusst sein sollten, dass ihre Körpergröße sie im Vergleich zu anderen Menschen einem höheren Risiko aussetzt – selbst ohne zusätzliche Risikofaktoren wie Übergewicht, welches das Gefahrenpotenzial weiter steigert.

(VOL.AT)

2024-04-28T12:48:42Z dg43tfdfdgfd