ERSTER FSME-FALL IN SACHSEN: WER BESONDERS GEFäHRDET IST - UND WIE MAN SICH SCHüTZT

In Sachsen wurde der erste FSME-Fall gemeldet. Mit einem verkürzten Verfahren ist es auch jetzt noch möglich, sich impfen zu lassen. Wer eine Zecke entdeckt, sollte vorbereitet sein.

Fast ganz Sachsen ist inzwischen Risikogebiet für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Der Virus wird von Zecken übertragen, die aufgrund des milden Winters beste Bedingungen vorgefunden haben. So wurde bereits Anfang April im Freistaat der erste FSME-Fall in diesem Jahr gemeldet – im Erzgebirge.

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Wie häufig kommt FSME vor?

Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Form der Gehirnhautentzündung, gegen die es keine ursächliche Behandlung gibt. Bundesweit wurden 2023 laut Robert Koch-Institut (RKI) 475 FSME-Fälle registriert, in Sachsen 31. „Nahezu alle Erkrankten waren nicht oder nur unzureichend geimpft“, sagt Kristina Huber, Ärztin für Infektions- und Tropenmedizin

Wer ist besonders gefährdet und sollte sich gegen FSME impfen lassen?

Gefährdet sind Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben, die sich viel in der freien Natur aufhalten oder die sich eng um Tiere im Freien kümmern. Für sie empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Impfung. Sachsen ist bis auf wenige Regionen im Norden Leipzigs komplett FSME-Risikogebiet. In Deutschland gilt das außerdem vor allem für Bayern, Baden-Württemberg sowie Teile von Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.

Sollte ich auch mein Kind impfen?

Ja. Gerade für Kinder, die in der wärmeren Jahreszeit viel draußen sind, ist der FSME-Schutz wichtig. „Zugelassen ist der Impfstoff ab dem sechsten Lebensmonat. In der Regel impfen wir aber die Kinder ab dem zweiten Geburtstag“, sagt Dr. Melanie Ahaus, Sprecherin der Kinderärzte in Sachsen. Wie sinnvoll die Impfung aber im Einzelfall ist, kann mit dem Hausarzt besprochen werden.

Wie viele Impfungen sind für einen sicheren Schutz wichtig?

Die Grundimmunisierung besteht aus drei Spritzen. Der beste Start dafür ist im Herbst. Dabei erfolgt die zweite Impfung 14 Tage bis drei Monate nach der ersten. Die dritte Spritze folgt etwa neun bis zwölf Monate später, abhängig vom Impfstoff.

Und wenn ich den Impfstart im Herbst verpasst habe?

„Es ist auch kurzfristig noch möglich, einen ausreichenden Impfschutz aufzubauen“, sagt Melanie Ahaus. Dafür gebe es ein verkürztes Impfschema. „Der FSME-Impfstoff wird dabei innerhalb von drei Wochen verabreicht: sieben Tage nach der ersten Impfung und 14 Tage nach der zweiten Impfung. „Wer vorhat, im Urlaub wandern zu gehen, sollte etwa drei Monate vor Reiseantritt mit dem Impfen anfangen“, sagt Medizinerin Huber.

„Die kurze Variante ist nicht neu. Sie stammt noch aus der Zeit, als die FSME-Impfung nur als Reiseimpfung empfohlen wurde“, so Ahaus. Eine FSME-Impfung sei deshalb auch jetzt im Frühjahr und zeitigen Sommer noch ratsam. „Impfstoff ist in Sachsen ausreichend vorhanden“, sagt sie.

Wann muss der Impfschutz aufgefrischt werden?

Eine Auffrischimpfung ist für Über-60-Jährige nach drei Jahren nötig, bei Jüngeren genügen fünf Jahre. Wurde das verkürzte Impfschema angewendet, muss bereits nach zwölf bis 18 Monaten eine neuerliche Impfung erfolgen. Für die Auffrischung ist nur eine Spritze nötig.

Wird die FSME-Impfung von der Krankenkasse bezahlt?

Das RKI weist jährlich die aktuellen FSME-Risikogebiete aus. Wer in diesen Regionen wohnt oder dorthin reist, bekommt die Impfung auf Kassenkosten. Doch auch ohne die Begründung übernehmen die meisten Kassen die Kosten als Reiseimpfung.

Schützt die FSME-Impfung auch vor Borreliose?

„Nein“, sagt Kristina Huber. Gegen Borreliose gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Erkrankung, die anders als FSME durch Bakterien ausgelöst wird, lässt sich aber gut mit Antibiotika behandeln. Borreliose kommt in Sachsen häufiger vor als FSME. 2023 wurden 1.477 Borreliosefälle gemeldet.

Wie schütze ich mich dann vor Zeckenstichen?

Begegnung mit Zecken sind nicht immer zu vermeiden. Der nackte Unterschenkel streift an einem längeren Grashalm oder an einem Strauch entlang – und schon hat die Zecke es auf die Haut geschafft. Um Stiche zu verhindern, bietet sich daher lange, geschlossene Kleidung an. „Die Hosenbeine steckt man am besten in die Strümpfe“, rät Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. Zudem sollte man helle Kleidung tragen, damit die Spinnentierchen leichter erkennbar sind und entfernt werden können.

Was bringen Sprays für die Haut?

Sie können sehr hilfreich sein, wenn sie vor dem Aufenthalt im Freien auf exponierte Hautstellen aufgetragen werden. „Allerdings schützen diese Repellentien nur zeitlich begrenzt und nur an den behandelten Stellen“, so Sellerberg. Zecken verkriechen sich oft an ungeschützte Körperregionen – zum Beispiel unter die Achseln. Deshalb sei es der Apothekerin zufolge unerlässlich, den Körper nach dem Aufenthalt im Freien gründlich abzusuchen.

Und wenn sich trotzdem eine Zecke festgesaugt hat?

Dann sollte sie so schnell wie möglich entfernt werden. „Je länger sie saugt, desto mehr steigt das Risiko, dass sie Krankheitserreger überträgt“, sagt Sellerberg. Zum Entfernen eignen sich eine Pinzette oder eine Zeckenzange, -karte oder -schlinge. Das Tier wird damit erfasst und gerade nach oben herausgezogen.

Was passiert nach einem Zeckenstich?

Unmittelbar nach dem Zeckenstich kommt es oft zu einer juckenden Rötung der betroffenen Stelle – das sei Sellerberg zufolge normal. Die Rötung verschwindet meist innerhalb einiger Tage. Wenn sich aber mehrere Tage nach einem Zeckenstich ein roter Fleck zeigt, der sich ausdehnt, sei das meist ein Anzeichen für Borreliose – eine bakterielle Zeckenerkrankung. Sinnvoll ist, damit zum Arzt zu gehen und eine Antibiotikabehandlung zu beginnen. Da die Borreliose-Bakterien erst etwa zwölf Stunden nach dem Stich abgegeben werden, kann das schnelle Entfernen der Zecke vor Borreliose schützen. FSME-Viren werden jedoch sofort beim Stich übertragen.

Wie erkenne ich eine FSME-Erkrankung?

Eine FSME-Erkrankung beginnt unspezifisch mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Beschwerden ähneln damit denen einer Grippe und werden oft fehlgedeutet. Mit dem Abklingen der Symptome ist für viele die Erkrankung überstanden – aber nicht für alle. Bei einem Teil der Infizierten entzünden sich etwa eine Woche später in einer zweiten Krankheitsphase die Hirnhäute, das Gehirn oder das Rückenmark. Das kann mit Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit einhergehen. „Erkrankte sind zudem häufig lichtempfindlich“, sagt die Infektiologin Kristina Huber. Bei einem schweren FSME-Verlauf kommt es zu Krampfanfällen, Lähmungen – etwa an Armen und Beinen – sowie Schluck- und Sprechstörungen. Folgeschäden wie etwa eine dauerhafte Beeinträchtigung der Motorik sind nicht ausgeschlossen. (mit dpa)

  • FSME-Risikogebiete in Deutschland finden Sie hier.

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