INTERVIEW: ANN-KATRIN SCHMITZ üBER IHRE HPV-DIAGNOSE — UND WAS DU WISSEN SOLLTEST

Im Rahmen der Kampagne "ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs." haben wir mit Ann-Katrin Schmitz über ihre Diagnose gesprochen.

Weltweit infizieren sich Menschen mit den sogenannten Humanen Papillomviren (kurz HPV). Es wird geschätzt, dass rund 85 bis 90 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens von HPV betroffen sind. Diese Viren sind weltweit die am häufigsten sexuell übertragenen Viren. Es ist wichtig zu wissen, dass sich sowohl Männer als auch Frauen mit HPV infizieren können. Untersuchungen zeigen, dass etwa 40 Prozent der Frauen innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach Beginn ihrer sexuellen Aktivität mit HPV infiziert werden.

HPV-Infektionen können im Laufe der Zeit zu Krebserkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs führen. Eine Diagnose, die Social Media-Expertin Ann-Kathrin Schmitz vor einigen Jahren bekommen hat. Im Rahmen der Kampagne "ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs." will sie für mehr Awareness für HPV sorgen – und verrät uns im Interview, wie sie mit ihrer Diagnose umgegangen ist. 

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Ann-Katrin Schmitz im Interview

GRAZIA: Liebe Annie, obwohl du online eher selten Privates teilst, hast du dich entschieden, deine Erkrankung öffentlich zu machen. Wie kam es dazu und wie fühlst du dich jetzt mit der Veröffentlichung? 

Ann-Katrin Schmitz: Mein Job ist es, Marken und Creator:innen, die sich hauptsächlich im Internet bewegen, zu beraten. Ich gebe beispielsweise auch Tipps, wie sie am besten ihre Reichweite nutzen können, um Themen anzusprechen, die wichtig sind. Eigentlich lebe ich ganz nach dem Motto 'Practice What You Preach'. Aber in den letzten zehn Jahren habe ich es nie geschafft, für ein Thema einzustehen, was mir persönlich für wichtig erscheint. 

Nach langer Überlegung entschloss ich mich, einer Kampagne beizutreten, um die Gesellschaft mehr für das Thema Gebärmutterhalskrebs zu sensibilisieren. Für mich ist es immer sehr wichtig, meine Reichweite für etwas einzusetzen, zu dem ich authentisch sprechen kann. Und ich kann über nichts authentischer sprechen als über eine Sache, von der ich selbst betroffen bin.

GRAZIA: Hast du schon die Kommentare und Nachrichten gecheckt?

Ann-Katrin Schmitz: Ich habe mir die Kommentare bis heute nicht alle durchlesen können, weil ich das belastend finde. Die Kommentarfunktion für meine Story habe ich ausgeschaltet. Trotzdem haben mich super viele Nachrichten erreicht. Für mich ist das selbst schon ein belastendes Thema, weshalb ich gar nicht alles lesen konnte. 

Ich habe auch nicht mit so einem massiven Feedback gerechnet. So viele Menschen haben sich getraut, zu kommentieren und ihre Geschichte zu erzählen. Ich weiß in der Theorie, wie viele Frauen davon betroffen sind, aber dass so viele betroffene Frauen sich dadurch angesprochen fühlen und sie sich untereinander austauschen möchten, finde ich toll. Das ist eigentlich genau das, was ich damit erreichen wollte.

GRAZIA: Wie hast du von der Diagnose erfahren?

Ann-Katrin Schmitz: Ich weiß noch ganz genau, zu welchem Zeitpunkt ich die Diagnose bekommen habe. Ich war bei einem Job, der für mich damals super wichtig war. Der Job ging über mehrere Tage und war nicht in Deutschland. Was ich in diesem Moment gebraucht hätte, wäre mein Supportsystem. Ich hatte keinen Ansprechpartner vor Ort, deshalb habe ich mir genau eine Stunde erlaubt, um mich in mein Zimmer zurückzuziehen und kurz darüber zu trauern. Danach bin ich aus meinem Zimmer raus und habe meinen Job gemacht.

Rückblickend war es eine der wohl schockierendsten Nachrichten, die dir jemand sagen kann: 'Guten Morgen, Frau Schmitz, sie haben Krebs'. Das ist schon doll. Immerhin: Da die Diagnose bei uns in der Familie liegt, wusste ich genau, was auf mich zukommt.

GRAZIA: Inwiefern hat die Diagnose deinen Alltag verändert?

Ann-Katrin Schmitz: Als ich von meiner Diagnose wusste, war es das Erste, woran ich morgens gedacht habe und das Letzte, woran ich gedacht habe, wenn ich eingeschlafen bin. Interessanterweise hat das viel mit meinem Bewusstsein für mein eigenes Verfallsdatum gemacht. Es hat mir erstens die Endlichkeit meines Lebens vorgeführt und zweitens gezeigt, dass Gesundheit nichts ist, was man für selbstverständlich nehmen kann.

Ich habe viele Dinge ausprobiert und habe mich mit dem Thema Krebs beschäftigt. In schwierigen Situationen versuche alles von vorne bis hinten zu verstehen und zu durchdringen. Das heißt, dass ich gerne Dinge selbst in die Hand nehme. Zum Beispiel habe ich mich darüber informiert, ob es natürliche Wege gibt, um einen gesünderen Lebensstil zu entwickeln, der präventiv wirken kann. Ich habe da alle möglichen Gesundheitstipps verfolgt. Dieser ganze Prozess hatte mich bis zu meiner Genesung begleitet.

Seit mehreren Jahren bin ich nun krebsfrei. Trotzdem kommt das Thema immer punktuell auf, wenn ich alle drei Monate zum Arzt zur Kontrolle muss. Es ist aber nichts mehr, was mich im Alltag noch belastet oder woran ich jeden Tag denke.

GRAZIA: Was rätst du deinen Freundinnen, die sich mit dem Thema noch nicht befasst haben?

Ann-Katrin Schmitz: Erstens Informationen zu dem Thema einholen. Wie kann man sich anstecken? Was löst den Krebs aus? Zweitens regelmäßig zur Vorsorge gehen. Ich mache gerne meinem Umfeld darauf aufmerksam und erinnere den ein oder anderen daran, einen Besuch beim Frauenarzt auszumachen.

Es ist immer sinnvoll, sich auch über eine Impfung Gedanken zu machen. Meine Mama hat das damals nicht mit mir gemacht und vielleicht hätte mich das vor der Erkrankung bewahren können.

Außerdem würde ich sagen, dass das Thema unter mehr Männern auftreten muss und darüber gesprochen werden muss, denn das ist auch eine ganz verrückte Erkenntnis, die ich entlang dieses Prozesses hatte: Männer, die sich gerne als das starke Geschlecht bezeichnen, verfallen in das Gegenteil, sobald so etwas mit der eigenen Freundin passiert. Meistens wissen Männer nicht damit umzugehen und haben keine Ahnung, wie sie aktiv dazu beitragen können, dass Frauen da besser geschützt sind oder wie sie im Ernstfall eine emotionale Stütze sein könnten. 

GRAZIA: HPV ist nicht nur eine körperliche Belastung, sondern auch eine mentale. Wie bist du damit umgegangen und was hat dir in diesem Aspekt geholfen?

Ann-Katrin Schmitz: Mir hat Ablenkung in Form von Arbeit und mich mit Freunden treffen durchaus geholfen, mich auf andere Gedanken zu bringen. Der größte Tipp, den ich jedem mitgeben kann, ist 'Don't google it'. Wenn du Informationen zu dem Thema suchst, dann hol sie dir nicht unbedingt über Google. Ich habe das damals dummerweise gemacht und hab gedacht, mein Leben ist komplett zu Ende.

Wendet euch an offizielle Informationsstellen, die zertifiziert sind. Das ist auch der Grund, warum ich letztendlich für das Mitmachen bei dieser Kampagne entschieden habe – um Menschen eine Plattform zu geben, bei der sie Antworten und Austausch finden.

GRAZIA: In einem hektischen und stressigen Alltag kommt unsere Gesundheit oft zu kurz oder wird als selbstverständlich angesehen. Hast du Tipps, wie man seine Gesundheit wieder mehr priorisieren kann?

Ann-Katrin Schmitz: Ich würde lügen, wenn ich mich jetzt hier als Experten brüskieren würde. Mir fällt das in Phasen in meinem Arbeitsalltag leichter und manchmal schwerer. Wenn ich mich gerade selbst wieder überfordert fühle, mich übernehme mit Projekten und mein Terminkalender zu voll ist, dann fehlt mir natürlich die Zeit, meine Gesundheit und selbst zu priorisieren. 

Meiner Meinung nach ist eine vernünftige Form der Ernährung mit guten Lebensmitteln, Me-Time und Sport essenziell. Außerdem ist es mir wichtig Freundschaften zu pflegen, die für mich in auch in guten, wie in schlechten Zeiten emotionale Stütze sind.

Heute bin ich froh, dass ich gesund bin und versuche mich da auch so häufig es geht daran zu erinnern. Stress ist die absolut größte Belastung, die wir unserem Körper zumuten und ich versuche wirklich mittlerweile, sehr viel bewusster damit umzugehen und früh genug Pausen einzulegen. Ich weiß, es ist eine abgedroschene Leier, aber man muss es wirklich wie ein Mantra verinnerlichen. 

Am Ende des Lebens werden wir nicht die Tage zählen, an denen wir gearbeitet haben, sondern die, an denen wir Geschichte geschrieben haben – für uns selbst und mit unseren Liebsten. 

Was sind Humane Papillomviren?

Humane Papillomviren (HPV) sind weltweit die am häufigsten sexuell übertragenen Viren. Von den 200 bekannten HPV-Typen sind etwa 40 in der Lage, die Geschlechtsorgane zu infizieren. Die Übertragung erfolgt durch kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut, meist während des sexuellen Verkehrs.

Eine besondere Herausforderung bei HPV-Infektionen besteht darin, dass sie oft unbemerkt bleiben. Es ist daher möglich, dass eine Ansteckung des Sexualpartners bzw. der Sexualpartnerin unwissentlich erfolgt. HP-Viren können verschiedene Warzenarten wie Genitalwarzen (Feigwarzen) verursachen und unter Umständen sogar zu Krebsvorstufen oder Krebs führen. Tatsächlich wird geschätzt, dass etwa eine von 20 Krebsdiagnosen weltweit auf HPV zurückzuführen ist.

Die Bedeutung der HPV-Impfung

Die Schutzimpfung gegen bestimmte HPV-Infektionen ist die wichtigste Maßnahme, um sich vor diesen Infektionen zu schützen. Diese Impfung sollte sowohl bei Frauen als auch bei Männern durchgeführt werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, die Impfung vor Beginn der sexuellen Aktivität durchzuführen, da es bei sexuellen Kontakten schnell zu HPV-Infektionen kommen kann. Es ist wichtig zu beachten, dass der therapeutische Impfstoff seinen vollen Nutzen nur entfalten kann, wenn vor der Impfung keine HPV-Infektion aufgetreten ist. Das Immunsystem reagiert umso besser auf die Impfung, je jünger die geimpfte Person ist. Daher ist es ratsam, die Impfung so früh wie möglich durchzuführen, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Impfung auch dann Schutz bietet, wenn bereits eine Infektion mit einem oder mehreren HPV-Virentypen besteht. Die Impfung schützt vor anderen in der Impfung enthaltenen HPV-Typen, mit denen die geimpfte Person noch nicht infiziert ist. Dies bedeutet, dass selbst bei einer bestehenden Infektion mit einem bestimmten HPV-Typ die Impfung immer noch einen gewissen Schutz bieten kann.

Verwendete Quelle: entschiedengegenkrebs.de

2024-03-25T14:18:50Z dg43tfdfdgfd