KRANKSCHREIBUNGEN NEHMEN ZU: ZEHN MILLIONEN DEUTSCHE LEIDEN IM JOB UNTER HITZE

Arbeitsverdichtung und Stress in der Arbeitswelt nehmen zu, aber auch ein weiteres Phänomen macht Arbeitskräften immer stärker zu schaffen: die Hitze. In einem aktuellen Report wird deutlich, dass fast jeder Vierte darunter leidet. Und das ist auch bei den Krankschreibungen spürbar.

Fast jede und jeder vierte Beschäftigte in Deutschland fühlt sich einer Umfrage zufolge bei Hitze während der Arbeit stark belastet. Eine solche hohe Belastung gaben 23 Prozent bei der Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit an. Das seien etwa zehn Millionen Menschen. Bei den über 50-Jährigen sind es sogar 29 Prozent.

Vorstandschef Andreas Storm sagte: "Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland - auch für die Beschäftigten." Beim Klima- und Hitzeschutz seien eine Bewusstseinswende und mehr Aufklärung nötig. "Ein breites Bündnis der Akteure muss sich für eine resiliente Arbeitswelt einsetzen, die sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt nachhaltig gestaltet ist", so Storm.

Ärzte finden pauschale Siesta nicht sinnvoll

Rund 69 Prozent der Beschäftigten sehen der Umfrage zufolge eine Einschränkung ihrer Leistung durch extreme Temperaturen. 19 Prozent haben demnach hitzebedingte Gesundheitsprobleme. "Unser Report zeigt alarmierend, wie Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken", sagte Storm.

Arbeitnehmer sind abgeschlagen, müde und unkonzentriert

Bestimmte Berufsgruppen sind der Umfrage zufolge bei Hitze besonders oft beeinträchtigt. So gaben von den befragten Pflegekräften 49 Prozent an, stark belastet zu sein. Im Baugewerbe oder im Handwerk seien es 28 Prozent gewesen. Insgesamt führe das Arbeiten bei hohen Temperaturen häufig zu verminderter Leistung: Gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, nicht so produktiv zu sein wie sonst. 42 Prozent gaben an, bei großer Hitze Schwierigkeiten mit der Konzentration zu haben. Die Betroffenen leiden demnach vor allem unter Abgeschlagenheit und Schlafproblemen (jeweils 68 Prozent), Kreislaufbeschwerden (65 Prozent), Kopfschmerzen (50 Prozent) oder Schwindel (35 Prozent).

Nach den DAK-Analysen geht zwar nur ein kleiner Teil der Krankschreibungen auf das Konto von Hitze - es betrifft zwei Prozent der Belegschaft. Allerdings steigt die Zahl neuer Krankschreibungen für bestimmte Diagnosen in Hitzeperioden parallel zur Tagesdurchschnittstemperatur. In der wärmsten Woche im Hitzejahr 2018 gab es je 10.000 Beschäftigte beispielsweise zehn Krankschreibungen wegen einer Kreislauferkrankung.

Amtsärzte plädieren für Siesta wie in Südeuropa

"Es ist alarmierend"

Gesundheitliche Probleme durch Extremtemperaturen haben der Umfrage zufolge 19 Prozent aller Beschäftigten. "Es ist alarmierend, dass fast jeder fünfte Beschäftigte hitzebedingte Gesundheitsprobleme kennt", sagte Professor Volker Nürnberg, der die Umfrage als Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement fachlich begleitete. Die Betriebe müssten zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten ergreifen.

Viele Beschäftigte machen sich Sorgen, dass ihr Arbeitgeber auf künftige Hitzewellen nicht gut vorbereitet ist. Zwar haben fast drei Viertel die Möglichkeit für Schutzmaßnahmen wie ein Abdunkeln des Arbeitsplatzes, oder sie bekommen vom Betrieb Getränke angeboten. Arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie Homeoffice oder eine Anpassung der Arbeitszeit sind aber weniger verbreitet.

Für den "DAK-Gesundheitsreport" befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa den Angaben zufolge im Zeitraum 22. August bis 8. September 2023 rund 7000 Beschäftigte zwischen 18 und 65 Jahren. Alle Auszählungen und Analysen wurden demnach durch das IGES Institut auf Basis des von Forsa übernommenen Rohdatensatzes erstellt. Daneben wurden für den Report weitere Datenquellen genutzt. So wurden unter anderem die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet.

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