LEBENSERWARTUNG VON MäNNERN UND FRAUEN: FORSCHER FINDEN BIOLOGISCHE ERKLäRUNG - BEI FISCHEN

Frauen leben länger, das ist bei vielen Tieren ähnlich. Forscher fanden nun eine biologische Erklärung dafür, indem sie Fischen die Keimzellen entnahmen – und dadurch deren Hormone durcheinanderbrachten.

Im Schnitt leben Frauen vier bis fünf Jahre länger als Männer. Gemeinhin erklären Experten das mit einer anderen Lebensweise wie einem höheren Alkoholkonsum oder schlechterer Ernährung bei Männern. Doch auch bei vielen Tieren, die sich nicht ungesund ernähren, leben Männchen und Weibchen unterschiedlich lang.

Forschende der Universität Osaka haben nun eine biologische Erklärung: Erstmals fanden sie heraus, dass Keimzellen für die unterschiedliche Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern bei Wirbeltieren mitverantwortlich sind. Keimzellen sind die Zellen, aus denen sich bei Weibchen die Eizellen und bei Männchen die Spermien entwickeln. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift »Science Advances« veröffentlicht.

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Die Forschenden untersuchten die Alterung bei Killifischen, einem Süßwasserfisch von nur wenigen Monaten Lebenserwartung. Wie beim Menschen leben auch bei den Killifischen die Weibchen länger als die Männchen. Als die Forscher jedoch die Keimzellen dieser Fische entfernten, stellten sie fest, dass Männchen und Weibchen sich in der Lebensspanne anglichen. »Nach der Entfernung der Keimzellen lebten männliche Killifische länger als gewöhnlich, während die Lebensspanne der Weibchen kürzer wurde«, erklärt der Erstautor der Studie, Kota Abe, in einer Mitteilung.

Offenbar veränderte der Eingriff bei den Tieren die Hormone, also die Botenstoffe, die Signale im Körper übertragen: Bei den Weibchen nahm die Signalübertragung durch Östrogen ab, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte. Bei den männlichen Killifischen verbesserte sich dagegen die Gesundheit von Muskeln, Knochen und Haut.

Bei ihnen fanden die Forschenden auch erhöhte Mengen einer Substanz, die Vitamin D aktiviert. Also verabreichten die Forschenden den Tieren aktives Vitamin D, was die Lebensdauer bei beiden Geschlechtern verlängerte. »Unsere Arbeit deutet darauf hin, dass die Vitamin-D-Signalübertragung die Langlebigkeit anderer Wirbeltiere, einschließlich des Menschen, beeinflussen könnte«, sagt Co-Autor Tohru Ishitani.

Zwar sei laut den Forschenden noch unklar, welche Rolle Vitamin D genau im Wechselspiel zwischen Fortpflanzung, Alterung und der Lebensdauer innehat. Doch sei die Entdeckung, dass Keimzellen hierbei grundsätzlich einen Einfluss haben, ein wichtiger Anhaltspunkt für die weitere Forschung.

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