MüDIGKEIT IN DEN WECHSELJAHREN: STäNDIG ERSCHöPFT UND ENERGIELOS IN DER LEBENSMITTE

Warum sich Frauen in den Wechseljahren häufig müde und schlapp fühlen und wie sie sich jetzt ihre Energie und Kraft zurückholen, erfährst du hier.

Selbst einfache Alltagstätigkeiten laugen dich förmlich aus. Anstatt nach der Arbeit noch ins Kino oder Theater zu gehen oder dich mit Freundinnen auf ein Glas Wein zu treffen, bleibst du lieber zu Hause und freust dich schon darauf, früh ins Bett gehen zu können. Wo sind nur deine Kraft und Unternehmungslust geblieben? Ja, Müdigkeit ist bei Wechseljahren eine weit verbreitete Begleiterscheinung.

Müdigkeit in den Wechseljahren: Welche Ursachen stecken dahinter?

In den fünf bis zehn Jahren vor und nach der Menopause, also deiner letzten Periode, durchlebst du eine enorme Hormonumstellung. Dein Körper muss sich in dieser Lebensphase von einer Zeit mit Zyklus auf eine Zeit ohne Zyklus einstellen. Klingt anstrengend? Das ist es auch.

Eine große Rolle dabei spielen die Hormone. Genauer gesagt, die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Ihre Produktion geht bereits vor, aber vor allem nach der Menopause stark zurück. Und die sinkenden Hormonspiegel wirken sich auf die Schlafqualität aus.

Progesteron, das sogenannte Chill-Hormon, wirkt angstlösend und schlaffördernd. Es ist das Erste, was in den Wechseljahren weniger wird. Schon in der frühen Phase der Perimenopause fällt der Progesteronpegel ab, was zu Schlafstörungen und einer verstärkten Müdigkeit führen kann (informiere dich hier über die Bedeutung von Progesteron für die Wechseljahre).

Östrogen beeinflusst ebenfalls den Schlaf-Wach-Rhythmus, denn der geringe Östrogenspiegel nach der Menopause führt dazu, dass entsprechend weniger Melatonin produziert wird. Eine zu geringe Menge dieses Schlaf-Hormons im Blut trägt zu Schlafproblemen bei und beeinträchtigt so die nächtliche Erholung.

Als Nebenwirkungen der Hormonumstellung tragen noch weitere Faktoren dazu bei, dass Frauen vermehrt mit Müdigkeit in den Wechseljahren zu kämpfen haben. Mit hineinspielen:

  • Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche – Frauen, die schweißgebadet aufwachen und vielleicht sogar durchgeschwitzte Nacht- und Bettwäsche wechseln müssen, denen fehlen wichtige Stunden Schlaf zur Erholung. Kein Wunder, wenn sie dann tagsüber erschöpft und weniger leistungsfähig sind (lies hier alles über Hitzewallungen in den Wechseljahren). 
  • Flüssigkeitsmangel – Es klingt banal, aber wenn du übermäßig schwitzt, geht dem Körper Flüssigkeit verloren, was durch vermehrtes Trinken ausgeglichen werden muss. Passt du die tägliche Trinkmenge nicht an, können sich Symptome wie Abgeschlagenheit oder Schlappheit bemerkbar machen.
  • Emotionaler Stress – In den Wechseljahren kommt vieles zusammen: Die körperlichen Veränderungen, das Gefühl alt zu werden, ungewohnte Reizbarkeit– all das kann auf die seelische Gesundheit schlagen und zu depressiver Verstimmung führen. Es legt sich eine bleierne Schwere auf das Leben, du liegst nachts grübelnd wacht, wirst mut- und antriebslos.
  • Eisenmangel – Vor allem in der frühen Perimenopause, wenn die Periode unregelmäßiger wird und dann häufig sehr viel stärker ausfällt als früher, kann der erhöhte Blutverlust den Eisenspiegel nach unten drücken. Weil sich das negativ auf den Sauerstofftransport im Körper auswirkt, kommt es zum Energieverlust. Ein Bluttest bei deiner Ärztin oder deinem Arzt gibt Auskunft.
  • Schilddrüse – Woran liegt es, Wechseljahre oder Schilddrüse? Auch da dreht es sich um den Hormonspiegel, aber den der Schilddrüsenhormone. Stimmen die Werte nicht, kann es ebenfalls Schlappheit oder Erschöpfung auslösen. Lass dein Blut auch daraufhin untersuchen. Schilddrüsenhormone in Tablettenform sogen dann für Abhilfe.
  • Leber – Müdigkeit ist der Schmerz der Lebern, sagt man. Denn in der Leber befinden sich keine eigenen Schmerzrezeptoren. Wenn sie leidet, sie also mit der Entgiftung des Körpers oder Verwertung von Nährstoffen überfordert ist, spürst du keinen Schmerz, sondern Kraftlosigkeit. Frage deine:n Ärzt:in nach dieser Möglichkeit, sofern sie oder er es nicht von selbst anspricht.

Welche Folgen drohen durch die Müdigkeit bei Wechseljahren?

Wenn du dich nicht ausgeruht fühlst, schlägt sich das auf verschiedene Lebensbereiche nieder. Es fehlt Bewegung, die Kreislauf und Stoffwechsel pushen. Das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes steigt, vielleicht legst du ein paar Pfunde zu. Lese-Tipp: Warum meist ohnehin mit einer Gewichtszunahme in den Wechseljahren zu rechnen ist.

Je länger diese Müdigkeit anhält, desto reizbarer wirst du. Schwindel, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen sind keine Seltenheit in diesem Zusammenhang. Mal ganz abgesehen davon, dass du dich damit selbst nicht wohlfühlst, können sich auch Beziehungsprobleme daraus entwickeln. Oder Auswirkungen im Job.

Diese beruflichen Folgen rücken nur langsam in den Blick der Öffentlichkeit. Eine Studie in Großbritannien ergab kürzlich, dass 42 Prozent der befragten Frauen überlegten, wegen der Wechseljahre beruflich kürzer zu treten oder sich ganz aus dem Berufsleben zu verabschieden. Ganze 99 Prozent berichteten von negativen Auswirkungen auf den Job. Nun hat sich erstmals ein deutsches Forschungsprojekt mit diesem Tabuthema beschäftigt. Die Studie MenoSupport, die an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin durchgeführt wurde, bestätigt die Belastung des Arbeitslebens. Demnach reduziert jede vierte Frau in den Wechseljahren ihre Stundenzahl. Bei der Frage nach den Beschwerden, die sich am Arbeitsplatz negativ auswirkten, kamen diese Top-5-Aussagen heraus (Mehrfachnennungen möglich):

  1. Körperliche und geistige Erschöpfung (78,1 Prozent)
  2. Schlafstörungen (65,8 Prozent)
  3. Reizbarkeit (53,6 Prozent)
  4. Depressive Verstimmung (46,3 Prozent)
  5. Wallungen, Schwitzen (44,8 Prozent)

Die befragten Frauen konnten sich weniger gut konzentrieren (74,3 Prozent), fühlten sich gestresster (73,8 Prozent) und waren ungeduldiger/gereizter gegenüber anderen (50 Prozent). Höchste Zeit, dass Unternehmen diesem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken (Lese-Tipp: Wechseljahre im Job).

Wie kann ich vorbeugen oder neue Energie schöpfen?

Keine Sorge, die Wechseljahre sind ein natürlicher Prozess im Leben einer Frau und keine Krankheit. Dennoch musst du dich nicht mit den Symptomen einfach so abfinden. Was gegen die Müdigkeit hilft:

  • Vitaminreiche, vollwertige Ernährung

    Besonders hilfreiche Lebensmittel sind Gemüse, Obst, hochwertige Öle, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte. Tipp: Der Teller sollte immer zur Hälfte mit Gemüse gefüllt sein, die restlichen beiden Viertel aus Proteinen und Kohlenhydraten bestehen (mehr über die gesunde Ernährung in den Wechseljahren erfährst du hier).

  • Genügend trinken

    Wenn du Durst bekommst, ist der Organismus bereits im Mangel. Gewöhne dir also an, den gesamten Tag über zu trinken, um auf die empfohlenen etwa zwei Liter Flüssigkeit zu kommen, am besten Wasser, ungesüßten Tee oder auch mal Saftschorlen.

  • Regelmäßige Bewegung

    Eine Sportroutine, idealerweise an der frischen Luft, bringt den Kreislauf in Schwung. Aber Vorsicht: Nicht mehr kurz vor dem Schlafengehen auspowern. 

  • Schlafroutine/Schlafhygiene

    Wenn du trotz Müdigkeit nicht in den Schlaf findest, kann es hilfreich sein, eine Schlafroutine zu etablieren. Also zum Beispiel die letzte Stunde vorm Zubettgehen bewusst auf die Nutzung von Smartphone, Tablet oder Fernseher verzichten, das Licht dimmen, vielleicht im Tagebuch drei Dinge notieren, über die du dich am Tag gefreut hast und dann am besten immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen. Mit der Zeit versteht der Körper, jetzt herunterzufahren und auf Nachtruhe umzuschalten.

  • Gezielter Stressabbau

    Mit Entspannungsübungen, zum Beispiel Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, kannst du den Stress des Tages abschütteln und zur Ruhe kommen. Probiere die Methoden aus und schaue, mit welcher du am besten zurecht kommst.

  • Hormontherapie

    Sprich deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen auf deine Symptome an. Hängen sie mit den gesunkenen Hormonspiegeln zusammen, kann eine Hormonersatztherapie unter Umständen helfen. In der Anfangszeit der Wechseljahre kann das Sexualhormon Progesteron Schlafprobleme eindämmen und die Müdigkeit am Tag vertreiben. 

  • Pflanzliche Schlafhelfer

    Lässt sich deine Müdigkeit auf Ein- oder Durchschlafstörungen zurückführen, können bewährte Heilpflanzen – als Dragee, Tablette oder Tee – als natürliche Schlafmittel die Lage verbessern, zum Beispiel Baldrian, Melisse, Lavendel, Passionsblume oder Hopfen.

Quellen:

Erfahren Sie mehr:

Schlafstörungen in den Wechseljahren: Gut schlafen trotz Menopause

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