NEUE CORONAWELLE ERREICHT NRW – KLINIKEN KöNNEN MASKENPFLICHT ERLASSEN

Düsseldorf . Klärwerke von Düsseldorf bis Dortmund melden eine stark steigende Viruslast. 4,6 Millionen Bürger bundesweit leiden an Atemwegserkrankungen. Kliniken und Heime in NRW können Maskenregeln verhängen. Die Impfungen starten. Die Variante KP.3.1.1 breitet sich aus.

Kaum ist die Ferienzeit vorbei, nehmen Corona- und Erkältungs-Erkrankungen zu. „Die Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen ist im Vergleich zur Vorwoche nochmals gestiegen“, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Institutes (RKI). „Die Aktivität lag in den letzten Wochen auf einem höheren Niveau als sonst um diese Jahreszeit.“ Danach leiden bundesweit 4,6 Millionen Menschen an akuten Atemwegserkrankungen - meist ausgelöst durch Corona- oder Rhinoviren. In Bevölkerung und Praxen deute sich ein erneuter Anstieg der Corona-Aktivität an, so das RKI. Das zeigt sich auch in NRW: 13 der 17 Klärwerke, die zuletzt dem Landeszentrum Daten übermittelten, melden leicht oder gar stark steigende Coronavirus-Last im Abwasser, darunter die Werke Düsseldorf, Bonn, Aachen und Dortmund.

Neue Variante KP.3.1.1

Es wird nicht mehr viel getestet, doch das RKI rechnet die Fälle hoch. Die geschätzte Covid-Inzidenz liege basierend auf Angaben der GrippeWeb-Teilnehmer bei 1000 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, in der Vorwoche waren es 800. Die neue Omikronvariante KP.3.1.1 breitet sich aus. „In Deutschland ist die Sublinie KP.3.1.1 vorherrschend, ihr Anteil lag zusammengefasst für die 32. und 33. Kalenderwoche bei 56 Prozent“, schreibt das RKI. Diese Variante gehört zu den so genannten Flirt-Varianten und ist offenbar wieder ansteckender als frühere Spielarten von Omikron. Das Virus ist also nicht verschwunden und mutiert weiter.

Interesse an Impfungen steigt

„Wir haben fast täglich einen Corona-Patienten in der Praxis“, berichtet Prosper Rodewyk, praktizierender Hausarzt in Dortmund, für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen. Manchmal schlage der Test erst verzögert an. „Symptome sind meist Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen.“ Eine Einschränkung des Geschmackssinns, wie zu Beginn der Pandemie beobachtet, spiele dagegen keine Rolle. Das Interesse an Impfungen steigt: „Die Patienten frage jeden Tag nach dem Corona-Impfstoff. Busfahrer, Kassier, Lehrer – sie alle sollten sich impfen lassen, da sie von allen angehustet werden“, so Rodewyk. Er will im Oktober starten, wenn auch der Grippeschutz ansteht. Beide Impfungen können bei einem Termin gegeben werden.

Der Apothekerverband Nordrhein hält Impfen schon jetzt für sinnvoll. „Das sommerliche Wetter hat nicht verhindern können, dass wir höhere Infektionsraten haben als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Jetzt ist die richtige Zeit, sich mit einer Corona-Impfung zu schützen“, sagt Verbands-Chef Thomas Preis. In Praxen und Apotheken sei die Nachfrage nach Impfungen mit den neuen, an die JN.1-Variante angepassten Vakzinen hoch: Den Biontech-Impfstoff gibt es bereits, ab 1. Oktober kommt der vom US-Konzern Moderna hinzu. Moderna bietet Fertigspritzen an, was es für Ärzte und Apotheker leichter macht, Biontech hat dagegen nur Mehrfach-Behälter. Allerdings wird Moderna zurzeit nur für Privatpatienten oder im Ausnahmefall an Kassenpatienten verimpft, erläutert Preis. Standard für Kassenpatienten ist Biontech, der Bund hat 15 Millionen Dosen bestellt.

„Masken tragen, um andere zu schützen“

Wegen steigender Coronazahlen rät die Österreichische Gesundheitskasse wieder zum Tragen von Masken. „Infizierte sollten gerne mit Masken in die Praxen oder Bahn gehen, um andere zu schützen“, sagt auch Hausarzt Rodewyk. „Das Tragen einer Maske ist eine freiwillige Entscheidung, aus medizinischer Sicht kann es für vulnerable Gruppen sinnvoll sein“, sagt der Sprecher der KV Nordrhein.

Das gelte vor allem mit Blick auf den Herbst und Winter im öffentlichen Nahverkehr oder in geschlossenen Räume mit vielen Personen. „Eine Verpflichtung zum Tragen einer Maske besteht in Nordrhein-Westfalen zurzeit nicht“, betont das NRW-Gesundheitsministerium, aber Krankenhäuser und Heime können diese verhängen: „In Praxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen kann es nach jeweiliger Entscheidung der Einrichtungen vor Ort Maskenregeln geben. Diese können im Sinne ihres Hausrechts bei Bedarf eine Verpflichtung zum Maskentragen festlegen“, so das Ministerium. Genauso könne jeder freiwillig eine Maske tragen.

Vogelgrippe in den USA: Erster Fall ohne Kontakt zu Tieren

Auch ein anderes Virus macht Sorgen: In den USA ist laut Gesundheitsbehörden erstmals ein Mensch an Vogelgrippe erkrankt, ohne dass er zuvor Kontakt zu infizierten Tieren hatte. Der Erwachsene, der eine Vorerkrankung hat, wurde in ein Krankenhaus in Missouri eingewiesen. „Noch droht für Menschen keine konkrete Gefahr durch das Vogelgrippevirus H5N1“, sagt Thomas Preis. „Aktuell sieht es so aus, dass antivirale Medikamente, die man bei herkömmlichen Influenza-Infektionen erfolgreich einsetzt, auch bei einer Vogelgrippe-Infektion wirksam sind.“ In Deutschland hat sich auch noch kein Mensch mit Vogelgrippe infiziert. Man wisse nicht, ob sich das Virus so verändere, dass es von Mensch zu Mensch übertragbar werde - „eine weitere Pandemie könnte dann die Gesundheit weltweit gefährden“, so Preis.

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