NOVUM IN DEUTSCHLAND: HESSISCHER KERCKHOFF-KLINIK GELINGT EINGRIFF, DER HOFFNUNG MACHT

Zweikammer-Herzschrittmachersystem

Novum in Deutschland: Hessischer Kerckhoff-Klinik gelingt Eingriff, der Hoffnung macht

An der Bad Nauheimer Kerckhoff-Klinik ist einer Patientin ein elektrodenloses Zweikammer-Herzschrittmachersystem implantiert worden.

Bad Nauheim – Ein bedeutender medizinischer Fortschritt hat kürzlich im Herzzentrum der Bad Nauheimer Kerckhoff-Klinik stattgefunden: Zum ersten Mal in Deutschland wurde einer Patientin mit einer schweren Herzrhythmusstörung ein sondenloser Zweikammer-Herzschrittmacher erfolgreich implantiert. Diese Innovation könnte nach Angaben der Klinik die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit komplexen Herzrhythmusstörungen erheblich verbessern.

Der Herzschlag eines gesunden Erwachsenen liegt in der Regel bei etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Wenn das Herz jedoch über längere Zeit von diesem regelmäßigen Rhythmus abweicht, können Symptome auftreten, die auf eine Herzrhythmusstörung hinweisen. Der Herzschlag kann verlangsamt sein (Bradykardie), beschleunigt (Tachykardie) oder unregelmäßig erfolgen (z.B. Vorhofflimmern).

Der neue Zweikammer-Herzschrittmacher mit aktiver Schraubfixierung, der auf der bewährten Technologie des bereits seit einiger Zeit eingesetzten sondenlosen Einkammer-Herzschrittmachers basiert, geht noch einen Schritt weiter: Er kann nicht nur die rechte Haupt-Herzkammer (Ventrikel) stimulieren, sondern auch Signale in der Herz-Vorkammer (Vorhof) erkennen und mit der Kammer synchronisieren. Dies wird durch die Implantation eines zweiten, ebenfalls sondenlosen Schrittmachers im Vorhof erreicht.

Die Schrittmacher kommunizieren

Beide Schrittmacher kommunizieren fortlaufend miteinander, um einen regelmäßigen und stabilen Herzschlag zu gewährleisten. Das sorgt dafür, dass die Kammer direkt nach dem Austritt des Blutes aus dem Vorhof stimuliert wird, so dass das Blut synchron in den Körperkreislauf gepumpt wird. »Mit dieser neuen Technologie können wir künftig auch Patienten mit schwereren Herzrhythmusstörungen wie Sinusknotenerkrankungen oder höhergradigen AV-Blockaden eine sondenlose und minimalinvasive Therapie anbieten«, erklärt Dr. Andreas Hain, leitender Oberarzt der Elektrophysiologie und Telemedizin der Kerckhoff-Klinik. »Diese Innovation stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Herzmedizin dar und eröffnet uns neue Möglichkeiten, die Lebensqualität unserer Patienten zu verbessern«, berichtet Prof. Samuel T. Sossalla, Direktor der Abteilung Kardiologie der Kerckhoff-Klinik.

Die konventionelle Implantation eines Herzschrittmachers erfordert den Einsatz von Elektroden, die durch die Blutgefäße bis zum Herzen geführt und dort verankert werden. Diese Methode ist seit langem etabliert, birgt jedoch auch Risiken, wie das Verrutschen oder Beschädigen der Elektroden.

Minimalinvasive Implantation

Der neue elektrodenlose Zweikammer-Herzschrittmacher umgeht diese Problematik vollständig. Dank seiner geringen Größe und der innovativen Technologie, die eine »Beat-to-Beat«-Kommunikation zwischen den beiden Schrittmachern ermöglicht, wird das System direkt im Herzen verankert. Dies minimiert nicht nur potenzielle Komplikationen, sondern erhöht auch den Komfort für den Patienten.

Die Implantation erfolgt durch einen minimalinvasiven Eingriff über die Leistenvene und kann in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. »Die Patientin berichtete bereits wenige Tage nach dem Eingriff von einer spürbaren Verbesserung ihrer Symptome und einer höheren Belastbarkeit«, ergänzt Dr. Hain.

Die durchschnittliche Batterielebensdauer des neuen Schrittmachers wird auf mehr als 15 Jahre geschätzt, was ihn auch langfristig zu einer zuverlässigen Lösung macht. Zudem lässt sich das System bei Bedarf leicht austauschen oder ergänzen, so dass es an den individuellen Krankheitsverlauf angepasst werden kann.

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