STUDIE ZU RISIKOFAKTOREN: SO KöNNEN SIE TROTZ »SCHLECHTER GENE« LäNGER LEBEN

Genetische Vorbelastungen können die Lebenserwartung deutlich verringern. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass bestimmte Verhaltensweisen dieses ungewollte Erbe zu einem großen Teil ausgleichen können.

Die genetische Veranlagung hat einen großen Einfluss darauf, welche Erkrankungen Menschen im Laufe ihres Lebens bekommen und wie alt sie werden. Neben diesen unveränderlichen Faktoren, die wir von unseren Vorfahren erben, spielen jedoch auch Umwelteinflüsse und unser eigenes Verhalten eine wichtige Rolle.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen schon lange herauszufinden, wie stark sich diese einzelnen Risikofaktoren auf die Lebenserwartung auswirken und in welcher Weise man selbst darauf Einfluss nehmen kann. Eine aktuelle Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass ein gesunder Lebensstil den Einfluss der Genetik auf die Lebenserwartung um mehr als 60 Prozent ausgleichen kann. Demnach sei durch bestimmte Verhaltensweisen eine Lebensverlängerung von bis zu fünf Jahren möglich – trotz einer ungünstigen genetischen Veranlagung.

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Die Studie wurde im Fachjournal »BMJ Evidence-Based Medicine« veröffentlicht und greift auf Daten von mehr als 350.000 Probanden zurück. Die Daten stammen aus der sogenannten »UK Biobank«, in der Informationen von mehr als einer halben Million Freiwilligen aus Großbritannien gesammelt werden, um den Zusammenhang zwischen Genetik, Umwelteinflüssen und Krankheitsentstehung zu erforschen.

Viel bewegen, gesund essen, nicht rauchen

Für die aktuelle Studie wurden die Daten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern genutzt, die von 2006 bis 2010 rekrutiert und durchschnittlich mehr als zwölf Jahre lang beobachtet wurden. Um herauszufinden, wie stark sich bestimmte Verhaltensweisen im Zusammenspiel mit der Veranlagung auswirken, entwickelten die Forscherinnen und Forscher einen sogenannten polygenen Risikoscore. Dieser erfasst genetische Variationen, die mit der Lebenserwartung in Zusammenhang stehen. Außerdem wurden entsprechende Angaben zu Lebensumständen und gesunden oder ungesunden Verhaltensweisen ausgewertet.

Während der Beobachtungszeit wurden insgesamt mehr als 24.000 Todesfälle registriert. Dabei hatten Menschen mit einer genetischen Veranlagung für eine kurze Lebensspanne ein um 21 Prozent erhöhtes Sterberisiko. Ein ungünstiger Lebensstil war hingegen unabhängig von den genetischen Voraussetzungen mit einem um 78 Prozent erhöhten Sterberisiko verbunden. Personen mit genetischer Veranlagung für eine kurze Lebenserwartung, die darüber hinaus einen ungesunden Lebensstil pflegten, hatten ein mehr als doppelt so hohes Sterberisiko im Vergleich zu jenen mit günstigen Genen und gesundem Lebensstil.

Letztlich schlussfolgern die Autorinnen und Autoren, dass ein gesunder Lebensstil das genetische Risiko für einen frühzeitigen Tod um etwa 62 Prozent ausgleichen könne. Außerdem deuteten die Daten darauf hin, dass genetische Faktoren und Lebenswandel unabhängig voneinander mit der Lebenserwartung assoziiert sind. Die wichtigsten Faktoren, die sich dabei günstig auswirkten, waren regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, ausreichende Schlafdauer und der Verzicht auf das Rauchen von Zigaretten.

Zu den Konsequenzen Ihrer Arbeit schreiben die Forscherinnen und Forscher: »Gesundheitspolitische Maßnahmen zur Stärkung einer gesunden Lebensweise würden die Gesundheitsversorgung wirksam ergänzen und den Einfluss genetischer Faktoren auf die menschliche Lebensspanne abschwächen.«

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