ZUVERLäSSIG UND KOSTENGüNSTIG: EINFACHER BLUTTEST SOLL KREBS ERKENNEN

Ein kleiner Piks in den Finger reicht: Mit einem neuen Diagnoseverfahren wollen Forschende vor allem ärmere und abgelegene Regionen der Erde im Kampf gegen Krebs voranbringen. Der Test soll genauso zuverlässig sein wie herkömmliche Methoden, dabei aber deutlich günstiger und leichter in der Anwendung.

Ob Pankreas-, Magen- oder Darmkrebs: Forschende haben ein neues Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem sich mehrere Krebsarten identifizieren lassen. Der Nachweis basiert dabei auf Stoffwechselprodukten im Blut, wie das Forschungsteam um Ruimin Wang von der Shanghai Jiao Tong University im Fachmagazin "Nature Sustainability" schreibt. Anders als bei herkömmlichen Verfahren reichten dafür jedoch bereits winzige getrocknete Blutstropfen auf Papier statt mehrere Milliliter flüssigen Bluts in Plastikbehältern, wie es in der Studie heißt.

Eine Impfung gegen Krebs - doch zu wenige nutzen sie

Das bedeutet: Ein kleiner Piks in den Finger oder in einen anderen Körperteil reicht demnach für den Test vollkommen aus. Das Blut muss zudem weder gekühlt noch vakuumiert und kann mehrere Tage aufbewahrt werden. Die Probengewinnung und -lagerung wird den Forschenden zufolge dadurch enorm erleichtert.

Die eigentliche Diagnose erfolgt schließlich in einem Labor mithilfe eines Massenspektrometers, wie das Team berichtet. Dieses Gerät erkennt selbst geringe Mengen an Stoffwechselprodukten in den Blutproben. Ein Computer gleicht diese anschließend mit zuvor hinterlegten Stoffwechselprofilen von Krebsarten ab. Ein Ergebnis gibt es innerhalb von nur wenigen Minuten. Denn man brauche weder organische Lösungsmittel noch aufwendige Reinigungsschritte, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Stattdessen würden die Stoffwechselprodukte an anorganische Eisen-Nanopartikel gebunden.

Alternative für ärmere Länder

Die neue Technik sei leichter anzuwenden, kostengünstiger und auch umweltfreundlicher als ähnliche Verfahren, die flüssige Blutproben verwenden, heißt es in der Studie. Gleichzeitig sei sie aber genauso zuverlässig, wie Tests ergeben hätten. Wang und sein Team haben daher insbesondere ärmere und abgelegenere Regionen der Welt im Blick, denen der neue Bluttest helfen könnte.

Schätzungen zufolge leben etwa 70 Prozent der Menschen, die an Krebserkrankungen sterben, in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. In reicheren Ländern gibt es Diagnose-Möglichkeiten wie die Computertomografie (CT). Ein CT ist allerdings teuer. Außerdem ist dafür eine gute Energieversorgung nötig. "Der Ansatz ist praktisch und kann ein hohes Maß an diagnostischer Genauigkeit erreichen, selbst wenn er von örtlichem Gesundheitspersonal in ressourcenbeschränkten klinischen Umgebungen durchgeführt wird", schreiben die Forschenden.

Sie gehen davon aus, dass mit ihrem neuen Verfahren bis zu 50 Prozent weniger Krebserkrankungen übersehen werden könnten. Dadurch könnten auch mehr Betroffene behandelt werden, sodass weniger Menschen sterben.

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