ZWANGSEINWEISUNG BEI DEMENZ? DAS SAGEN EXPERTEN

Treffen in LWL-Klinik

Zwangseinweisung bei Demenz? Das sagen Experten

Manchmal bleibt Ordnungsbehörden nichts anderes übrig, als Menschen nach „PsychKG“ zwangseinzuweisen – wegen eines Gerichtsurteils oder weil die Person droht, andere zu gefährden, beispielsweise wegen psychischer Probleme.

Plettenberg – Dabei wird in ein hohes Gut des Menschen eingegriffen: Die Freiheit des Einzelnen. Doch dabei geht der Blick auch immer mehr auf demenzkranke Menschen, denen in einer Extremsituation auch eine Unterbringung drohen könnte.

Hohe Zahl

Die Demografiebeauftragte der Stadt Plettenberg, Katja Gerecht, und ihre Amtskollegin aus Herscheid, Meryem Yilmaz, hatten daher zu einer Veranstaltung des Gesundheits- und Pflegenetzwerks Plettenberg-Herscheid in die LWL Tagesklinik eingeladen. Dort wurden die Teilnehmer aus den Bereichen Medizin, Pflege, Polizei und Recht von Chefärztin Elke Koling und ihrem Team informiert.

Matthias Kortwittenborg vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Märkischen Kreises war der erste Redner dieser Veranstaltung. Er wies darauf hin, dass die Anzahl ordnungsbehördlicher Unterbringungen in psychiatrischen Fachkrankenhäusern im Märkischen Kreis vergleichsweise hoch sei.

Es folgte Ordnungsamtsleiter Thorsten Spiegel, der in seinem Vortrag die Möglichkeiten und Grenzen ordnungsbehördlich angeordneter Fachkrankenhaus-Unterbringungen darstellte. Diese seien nur als letztes Mittel, bei bestimmten psychischen Erkrankungen oder Abhängigkeitserkrankungen, ärztlichem Befürworten und nur bei einer gegenwärtigen Selbst- oder Fremdgefährdung zulässig.

Speziell für demenzkranke Menschen, bei denen eine sofortige Psychiatrie-Unterbringung nur sehr zurückhaltend und nur bei akut selbst- oder fremdgefährdenden Handlungen anzudenken sei, müsse man sich erfahrungsgemäß viel Zeit nehmen, um Ängsten zu begegnen.

Als Nächster teilte Oberarzt Dr. Hatem Müller diese Einschätzung in seinem medizinischen Vortrag über Demenzformen, ihre Auswirkungen und Behandlungsoptionen.

Vorbeugung

Es folgte eine lebhafte Diskussion, in der sich alle Beteiligten einig waren, alle diskutierten „Werkzeuge“ nutzen zu müssen, um „zwangsweise“ Unterbringungen möglichst schon vorbeugend zu vermeiden, vor allem in Bezug auf demenzkranke Menschen, die in besonderem Maße auf ihr gewohntes Umfeld angewiesen seien. Dazu gehöre, dass sich alle Beteiligten – auch Angehörige und der auf Anfrage auch präventiv unterstützende sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes – möglichst frühzeitig kümmern und besprechen, wenn sie merken, dass ein demenzkranker Mensch von bestimmten Situationen überfordert wird.

Chefärztin Elke Koling hob abschließend hervor, dass ein zielgerichtetes interdisziplinäres Zusammenwirken zugunsten demenzkranker Patienten eine große Bereicherung sei.

2024-07-11T09:19:31Z dg43tfdfdgfd