KAISERSCHNITTRATE ERREICHT HöCHSTSTAND: WELCHE URSACHEN GIBT ES?

Die Zahl der Geburten per Kaiserschnitt ist so hoch wie nie im Verhältnis zu den Geburten in Deutschland insgesamt. Das besagten die Zahlen der KKH Kaufmännische Krankenkasse für das vergangene Jahr. Demnach kamen 34,8 Prozent der Babys mittels Kaiserschnitt zur Welt. Die Rate bei der sogenannten Sectio hatte in den vergangenen Jahren zwischen 30 und 33 Prozent betragen. 2022 betrug sie 32,8 Prozent.

Eine Geburt per Kaiserschnitt kann problematisch sein. Neben allgemeinen Risiken für die Mütter einer Operation wie etwa Thrombosen, starker Blutverlust, Entzündungen, Verwachsungen oder Wundheilstörungen kann eine Sectio auch gesundheitliche Folgen für die Kinder haben. Laut Statistik sind sie empfänglicher für bestimmte Krankheiten, leiden im Laufe ihres Lebens eher an Atemwegserkrankungen wie Asthma, entwickeln häufiger Allergien und haben ein höheres Risiko für Übergewicht.

Warum aber kommt es vermehrt zu Kaiserschnitten? Hat sich die Situation gegenüber der Vergangenheit derart verändert, dass sie öfter erforderlich sind? 1991 wurden lediglich 15 Prozent der Frauen mit einem Kaiserschnitt entbunden. Das Science Media Center (SMC) hat bereits vor 2020 in einer Analyse verschiedene Gründe ausgemacht. Die meisten haben an Aktualität nicht verloren. Da ist zunächst der Personalmangel. Eine Spontangeburt kann viel Zeit beanspruchen, Stunden, manchmal sogar Tage. Die Frauen müssen während dieser Zeit kontinuierlich betreut werden, es gibt jedoch zu wenige Hebammen in Deutschland. Kaiserschnitte sind dagegen planbar und beanspruchen weniger Zeit.

Spontane Geburten sind nicht planbar. Es gibt Phasen mit vielen und Phasen mit weniger vielen Entbindungen. Personal muss allerdings trotzdem bereitstehen. Die sogenannten Vorhaltekosten sind ein Problem für viele Krankenhäuser. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ändert das nun, indem er dafür sorgen will, dass die Kliniken die Kosten erstattet bekommen, unabhängig von der Zahl der Geburten.

Bei Kaiserschnitten kommt ein finanzieller Fehlanreiz hinzu: Krankenkassen vergüten einen Kaiserschnitt bisher höher als eine vaginale Geburt. Zwar sind Operationen grundsätzlich eher teuer für die Klinik, dafür kann sie das Personal bei dem Eingriff effizienter einsetzen. Zu diesem Schluss kommt das SMC. In der Summe ist eine Sectio demnach profitabler für das Krankenhaus als eine natürliche Geburt.

Die Angst der Geburtshelferinnen, Komplikationen falsch einzuschätzen und Fehler zu machen, ist einer der wichtigsten Gründe für einen Kaiserschnitt. Je mehr Kaiserschnitte eine Klinik ausführt, umso weniger vaginale Entbindungen finden statt, um so weniger Erfahrungen können Geburtshelferinnen sammeln. Und schließlich könnte die Sorge der Krankenhäuser vor juristischen Auseinandersetzungen eine Rolle spielen. Denn auch vaginale Geburten bergen Risiken. Zum Beispiel kann ein Baby bei der Geburt an Sauerstoffmangel leiden und das Gehirn geschädigt werden.

Die KKH zitiert ihre Expertin für Kinder- und Frauengesundheit. „Die Entwicklung ist bemerkenswert“, sagt Vijitha Sanjivkumar. „Sowohl das medizinische Fachpersonal in der Geburtshilfe als auch die Schwangeren selbst sind für das Thema sensibilisiert. Laut Expertenmeinungen soll ein Kaiserschnitt ausschließlich dann durchgeführt werden, wenn medizinische Gründe vorliegen. Jedoch ist über die Jahre eine Zunahme von Risikoschwangerschaften zu verzeichnen, die einen Kaiserschnitt erfordern können.“ Ein höheres Alter der Schwangeren als in den Vorjahren könne eine Ursache sein, Vorerkrankungen oder Komplikationen wie eine Beckenlage des Ungeborenen.

„Ein Kaiserschnitt ist wie jede andere Operation mit Risiken verbunden und kann zu Komplikationen führen. Er sollte deshalb nach einem gründlichen Abwägen für das Wohlergehen von Mutter und Kind erfolgen“, teilt die Expertin der KKH mit. Auch auf die mentale Gesundheit der Frauen kann eine Sectio-Entbindung Auswirkungen haben. „Einige Mütter leiden darunter, keine natürliche Entbindung erlebt zu haben“, sagt Sanjivkumar. Seit dem Jahr 2020 gibt es deshalb eine evidenzbasierte Leitlinie zum Kaiserschnitt, die alle Beteiligten unterstützen soll, auf Basis des aktuellen Wissens die beste Entscheidung für die Wahl der Geburtsmethode zu treffen. Wichtig ist demnach ein ausführliches Aufklärungsgespräch zwischen werdenden Eltern und den betreuenden Personen vor der Geburt.

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