Die Bauchspeicheldrüse ist ein kleines, aber enorm wichtiges Organ. Beeinträchtigt ein Tumor ihre Funktionen, ist das lebensbedrohlich. Ein Problem: Die Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind sehr unspezifisch, eine Krebserkrankung wird daher oft erst spät entdeckt. Bis die Diagnose steht, hat der Tumor oft schon gestreut.
Dabei kann eine Früherkennung die Lebenserwartung von Erkrankten deutlich erhöhen. Zwar muss ein Tumor im Pankreas – der medizinische Begriff für die Bauchspeicheldrüse – in jedem Fall operiert werden. Aber wie umfangreich der Eingriff ist, hängt unter anderem davon ab, wie lange der Tumor unbemerkt bleibt.
Damit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse stärker in den Fokus von Öffentlichkeit und Ärzten rücken, hat sich am Bethesda Krankenhaus Duisburg in Duisburg-Hochfeld der Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP) Rhein-Ruhr Duisburg gegründet. Beim Gründungstreffen gab es neben Vorträgen von Ärzten auch viel Raum für Betroffene, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Dabei zeigte sich: Mehr Aufklärung über Pankreaskrebs ist dringend nötig.
„Ich war gar nicht mehr in der Lage, ein Mensch zu sein“, berichtet eine Betroffene. Eine bedrückende Aussage, doch so geht es vielen, die eine OP am Pankreas hinter sich haben. Ein anderer Patient erzählt: „Bei mir hat es drei bis fünf Jahre gedauert, bis ich wieder in einem normalen Rhythmus war. Aber man lebt deutlich bescheidener als vorher.“
Dass Patienten nach einer OP, bei der im schlimmsten Fall ein ganzes Organ entfernt wird, nicht mehr so leistungsfähig sind wie zuvor, ist zu erwarten.
Anders sieht es aus bei fehlender Beratung und Unterstützung durch Ärzte und Therapeuten. Einige Patienten berichten, sie hätten sich sehr alleingelassen gefühlt und ihre Informationen über Pankreaskrebs hauptsächlich aus dem Internet.
„Das Pankreas ist ein sehr schwieriges Organ“, erklärt Dr. Simon Schimmack, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Onkologischen Zentrums und des Pankreaskrebszentrums am Bethesda. Dazu kommt, dass Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse verhältnismäßig selten sind. Viele Ärzte führen die unspezifischen Symptome daher auf andere Ursachen zurück.
Dr. Ralf Hartwig, Leiter der Sektion Onkologie und Netzkoordinator des Onkologischen Zentrums am Bethesda Krankenhaus, hält die Gründung des Arbeitskreises in Duisburg daher für „eine wichtige Sache“. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten stehe Pankreaskrebs nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit und Betroffene hätten wenig Möglichkeiten, sich zu informieren oder geeignete Hilfe zu finden. Da aber Krebserkrankungen des Pankreas kontinuierlich zunehmen, müsse sich das dringend ändern.
Das Bethesda Krankenhaus Duisburg hat bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan: Hier gibt es ein zertifiziertes Pankreaskarzinomzentrum, in dem unter anderem Chirurgen, Onkologen, Pathologen und Sozialarbeiter eng zusammen arbeiten, um Pankreas-Patienten die bestmögliche Behandlung zu bieten.
Deutschlandweit gibt es nur 146 solcher Zentren, 27 davon in NRW. Zum Vergleich: Zertifizierte Brustkrebszentren gibt es beinahe doppelt so viele. Das zeigt ein Blick in OncoMap, eine Webseite zur Zentrumssuche der Deutschen Krebsgesellschaft.